Epilepsie

Fieberkrämpfe im Kindesalter

Fieberkrämpfe sind sehr lange bekannt. Schon Hippokrates (460-370 v.Chr.) beschrieb diese „Anfälle“ bei fiebernden Kindern vor allem vor dem siebten Lebensjahr. Und sie sind häufig: 2-5% aller Kinder im Alter unter 5 Jahren erleiden einen Fieberkrampf, Jungs etwas häufiger als Mädchen.

Ursache ist die Unreife des Gehirns, das auf einen raschen Fieberanstieg mit einem der Epilepsie ähnlichen „Anfall“ reagiert. Fieberkrämpfe können familiär gehäuft vorkommen. Die Körpertemperatur beträgt bei drei Viertel der Kinder über 39°C, wobei die absolute Höhe weniger eine Rolle spielt als der rasche Temperaturanstieg.

Ein Fieberkrampf sieht sehr bedrohlich aus, und verständlicherweise erschrecken die Eltern sehr: Die Kinder verlieren das Bewusstsein. Sie können Muskelzuckungen am ganzen Körper oder Muskelverspannungen zeigen, können aber auch ganz erschlaffen. Oft werden sie etwas blau im Gesicht. Ein unkomplizierter Fieberkrampf ist nach 3-5 min beendet, die Kinder sind nach etwas Schläfrigkeit schnell wieder wach und neurologisch unauffällig. Ein komplizierter Fieberkrampf ist so definiert: er dauert länger als 10-15 Minuten an und/oder tritt erneut innerhalb von 24 Stunden auf.

Was sollen Sie tun?

Wenn Ihr Kind zum ersten Mal einen Fieberkrampf erleidet, verständigen Sie den Notarzt. Bleiben Sie bei Ihrem Kind, sorgen Sie dafür, dass sich Ihr Kind nicht verletzen und gut durchatmen kann. Schauen Sie auf die Uhr. In der Regel ist der Krampfanfall vorbei, bis der Notarzt eintrifft. Geben Sie niemals etwas zu essen oder zu trinken. Die Kinder könnten sich im Krampfanfall verschlucken. Auch kaltes Wasser oder ähnliches ist nicht hilfreich. Falls Ihr Kind unter wiederholten Fieberkrämpfen leidet, geben Sie das Notfallmedikament, welches Ihre Kinderärztin mit Ihnen besprochen hat.

In jedem Fall sollte ihr Kind untersucht werden, ob die Ursache des Fieberkrampfes einer besonderen Behandlung bedarf (z.B. Harnwegsinfektionen). Virusinfekte sind die häufigste Ursache für Fieberkrämpfe, ein Eisenmangel kann begünstigend wirken. Bei etwa einem Drittel der Kinder kann es zu einem erneuten Fieberkrampf kommen, oft im Rahmen desselben Infektes.

Medizinisch gesehen ist glücklicherweise ein unkomplizierter Fieberkrampf harmlos.

Neuere Studien von gesunden Kindern belegen, dass Fieberkrämpfe keine Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben, und zwar unabhängig von Dauer, Zeitpunkt und Wiederholungsfrequenz des Fieberkrampfes. Das Risiko, eine Epilepsie zu entwickeln, ist gering (in einer Studie wurde sogar explizit darauf hingewiesen, dass in der späteren Entwicklung der Besuch eines Gymnasiums sogar häufiger anzutreffen war, wenn die Kinder einen Fieberkrampf erlitten hatten, als in der Gruppe ohne Fieberkrämpfe...). 

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert