Herzrhythmusstörung

Das Herz aus dem Takt: Rhythmusstörungen bei Kindern

Die erste Schwierigkeit bei Kindern ist bereits die Frage: Was ist normal? Im Laufe des Wachstums vom Neugeborenen zum Erwachsenen macht auch das Herz eine erhebliche Entwicklung durch. Schon die Herzfrequenz von Kindern variiert sehr: 180 Schläge/min können bei Neugeborenen noch normal sein, die durchschnittliche Herzfrequenz beträgt 125-140/min. Je älter die Kinder werden, desto langsamer schlägt das Herz. Im Alter von 15 Jahren beträgt der Mittelwert der Herzfrequenz bei Jugendlichen nur noch 80/min.

Herzrhythmusstörungen im Kindesalter gehen im Kindesalter mit sehr unterschiedlicher Symptomatik einher. Glücklicherweise sind die meisten Rhythmusstörungen harmlos und machen allenfalls eine sehr milde Symptomatik wie „Herzstolpern“ oder Müdigkeit, aber auch das andere Extrem, der plötzliche Herztod kommt vor.

Die wichtigsten Ursachen der Herzrhythmusstörungen im Kindesalter sind angeboren. Sie können isoliert, in Verbindung mit angeborenen, strukturellen Herzfehlern oder mit entzündlichen Herzerkrankungen auftreten.

Am häufigsten sind sogenannte Ersatzschläge, die vor allem bei Herzgesunden oft als Zufallsbefund auffallen. Besonders bei sensiblen und sportlich aktiven Kindern und Jugendlichen und im Schlaf sind harmlose Rhythmusvarianten nicht selten zu finden. Beispielsweise kann eine zu schnelle Herzfrequenz durch Fieber ausgelöst sein, eine zu langsame durch tiefen Schlaf oder/und gutem Trainingszustand. Eine schnelle Herzfrequenz kann jedoch auch Zeichen einer angeborenen Herzrhythmusstörung sein, die je nach Ausprägung behandlungsbedürftig ist.

Zu den angeborenen Herzrhythmusstörungen gehört auch das sogenannte Long-QT-Syndrom.  Es kann bereits im Kindes- und Jugendalter zu einer schweren, manchmal lebensgefährlichen Rhythmusstörung führen. Die auslösenden Faktoren sind je nach Typ des Long-QT-Syndroms unterschiedlich: Sportliche und emotionale Belastung spielen oft eine Rolle. Man geht davon aus, daß es für etwa 10% aller Fälle von plötzlichem Kindstod und für 20% der ungeklärten Todesfälle im Erwachsenenalter verantwortlich ist.

Wichtig für die Diagnostik dieser Rhythmusstörung ist eine Zusammenschau verschiedenster Faktoren: Mehrfach werden Elektrokardiogramme (EKGs) abgeleitet und beurteilt, mitunter auch ein Belastungs-EKG. Ohnmachtsanfälle des Patienten sind ein starkes Warnsignal wie auch eine Häufung unklarer Todesfälle in der Familie. Das Long-QT-Syndrom wird sehr häufig dominant vererbt. In der Genetik sind inzwischen 17 Genorte bekannt. Wird die Diagnose eines Long-QT-Syndroms tatsächlich gestellt, ist die Aufklärung von zentraler Bedeutung: Bestimmte Medikamente müssen vermieden werden und die Teilnahme an Wettkampfsport dem individuellen Risiko angepasst werden. Eine weitere Maßnahme ist die Empfehlung einer medikamentösen Therapie zum Schutz vor Rhythmusstörungen, um den Kindern und Jugendlichen ein weitgehend normales Leben zu ermöglichen.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Ohnmachtsanfälle im Kindesalter

Ohnmachtsanfälle kommen in jedem Alter vor und sogar schon bei Säuglingen. Am häufigsten sind Jugendliche und junge Erwachsene betroffen.

Was passiert da überhaut?

Ein Ohnmachtsanfall (auch Synkope genannt) entsteht, wenn für kurze Zeit das Gehirn nicht ausreichend mit Blut versorgt wird. In der Regel ist dies nur von kurzer Dauer und der/die Betroffene erholt sich wieder schnell und vollständig. Wir unterscheiden verschiedene Typen von Synkopen, allen voran die sogenannten Reflexsynkopen. Durch verschiedene Auslöser kommt es reflexartig zu einem Abfall der Herzfrequenz und des Blutdrucks. Das können so verschiedene Faktoren sein wie Geruch, Niesen, Husten, Urinieren, langes Stehen, Wärme, Alkohol oder Krankheit und Fieber. Auch Emotionen spielen eine Rolle. Vielen bekannt dürften Ohnmachtsanfälle beim Anblick von Spritzen und Blut sein. Aber auch der Schmerz selbst oder Panik und Angstreaktionen können zu einer Synkope führen, nicht zuletzt auch durch die häufig damit verbundene Hyperventilation (das bedeutet: schnelles, heftiges Atmen). Die Mechanismen, wie es dann genau zu einer Synkope kommen kann, sind sehr interessant und vielfältig. Zum einen laufen manche Reflexe sehr schnell direkt über Hirnnerven zum Herzen und lösen hier einen langsamen Herzschlag und Blutdruckabfall aus. Andere Reaktionen werden mit der „Gehirnselbstschutztheorie“ erklärt. Bei drohender Minderdurchblutung des Gehirns werden bestimmte Reflexe aktiviert oder gehemmt, - nämlich mit dem Ziel, den stehenden Menschen zum Liegen zu bringen und so wieder eine bessere Durchblutung des Gehirns zu ermöglichen.

Gut bekannt ist vor allem bei weiblichen Jugendlichen und jungen Damen die „orthostatische Dysregulation“. Hier kommt der Körper beim Aufstehen vom Sitzen oder Liegen mit dem Nachregulieren des Blutdruckes durch die Gefäße nicht schnell genug nach. Das Blut „versackt“ in den Venen und im Gehirn kommt zu wenig „Blutdruck“ an. Begünstigt wird dieser Mechanismus durch zu wenig Trinken.

Weitere Ursachen von Ohnmachtsanfällen können auch Herzerkrankungen und Herzrhythmusstörungen sein. Und sie können auch Symptome ganz anderer Erkrankungen wie Diabetes oder Krampfanfälle sein.

Was können Sie tun?

Auf alle Fälle ist zu klären, um welche Art eines Ohnmachtsanfalls es sich handelt. Am häufigsten sind die oben genannten „Reflexsynkopen“, oft in Verbindung mit nicht ausreichend schneller Regulation des Blutdruck und begünstigt von einer ungenügender Trinkmenge. Eine Herzerkrankung sollte ausgeschlossen werden. Die individuelle Handlungsempfehlung ergibt sich dann aus der Diagnose.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Kinderkardiologie - Was ist das eigentlich?

Kardiologen sind Spezialisten für das Herz. Bei Erwachsenen geht es oft um Bluthochdruck, Herzschwäche und Herzinfarkte. All das ist aber bei Kindern glücklicherweise selten. Also wofür sind Kinderkardiologen da?

Etwa 1% der Kinder werden mit einem angeborenen Herzfehler geboren. Damit gehören Herzfehlbildungen zu den häufigsten Fehlbildungen überhaupt. Das Herz ist ein kompliziertes Organ. Bei der Anlage und in der Entwicklung in der Schwangerschaft kann einiges schiefgehen. Die Trennwände zwischen den Herzkammern können sich nicht ganz schließen, so dass noch kleine Löcher bleiben. Oder eine Herzkammer und ein Gefäß wachsen nicht richtig mit, fehlen vielleicht ganz oder sind „falsch verbunden“. Schon während der Schwangerschaft können in den Ultraschalluntersuchungen Herzfehler beim Kind entdeckt werden. Leider werden sie jedoch noch häufig übersehen.

Schwere Herzfehler können nach der Geburt zu lebensbedrohlichen Zuständen führen, die eine sofortige Behandlung der betroffenen Kinder auf der Intensivstation notwendig machen. Die leichten Herzfehler machen nur wenig Probleme. Oft fallen sie erst später bei den kinderärztlichen Untersuchungen durch Nebengeräusche am Herzen auf. Die Kinder sind in der Regel ohne Symptome. Ein Besuch bei einer Kinderkardiologin bringt dann Klarheit.

Wie Erwachsene können Kinder jeden Alters auch Herzrhythmusstörungen haben. Neugeborene und Kinder bis hin zum Jugendlichen haben meist sogenannte angeborene  Rhythmusstörungen. Sehr schnelle Herzschläge (Tachykardien) gehören dabei zu den häufigsten Störungen. Die Symptome sind bei Kindern oft sehr vage. Vor allem kleinere Kinder klagen über Bauchschmerzen oder über Schwindel und Übelkeit. Die genaue Diagnostik mittels Elektrokardiogramm, möglicherweise auch über 24 Stunden, führt dann zu einer entsprechenden Therapie. In vielen Fällen ist es möglich in einer Herzkatheter-Untersuchung die Bahnen im Herzen, die für die Rhythmusstörungen verantwortlich sind, zu finden und zu unterbrechen und damit das Kind von seiner Rhythmusstörung zu befreien.

Viel beschäftigen sich Kinderkardiologen auch mit Prävention. Zum Beispiel machen uns Kinder Sorgen, die zu dick sind. Sie können einen Bluthochdruck und im Erwachsenenalter viele Herzprobleme entwickeln.

Und dann sind da noch die Sportler: Bei Leistungssport im Kindes- und Jugendalter wird ein Attest zur Sporttauglichkeit gefordert. Auch hier sind die Kinderkardiologen mit ihrem Wissen um die Belastungsfähigkeit des Herz-Kreislaufsystems gefragt.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert