Bluthochdruck

Bluthochdruck-eine Volkskrankheit, auch im Kindesalter?

Mindestens jeder dritte Erwachsene in Deutschland leidet an Bluthochdruck. Er ist die häufigste Ursache auch für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, beispielsweise einen Herzinfarkt. Das Risiko für einen Bluthochdruck steigt mit dem Alter. Aber wann beginnt es?

Mehr als 3% aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind betroffen. Allerdings zeigen Studien, dass ungefähr nur ein Viertel der erhöhten Blutdruckwerte auch entdeckt werden. Die Ursachen für einen Bluthochdruck sind vielfältig. Je jünger ein Kind ist, desto eher können andere, noch unerkannte Erkrankungen, wie eine Herz- oder Nierenerkrankung oder eine hormonelle Störung, Ursache der erhöhten Blutdruckwerte sein. Auch das Essen von Unmengen von Lakritze oder Schlafstörungen können dazu führen. Übergewicht ist weiterer Risikofaktor. Und leider ist zu beobachten, dass vor allem bei den Jugendlichen durch Bewegungsmangel und Gewichtszunahme der Bluthochdruck immer häufiger vorkommt.

Wann ist nun der Blutdruck bei Kindern und Jugendlichen zu hoch?

Das ist nicht so einfach zu beantworten. Der Blutdruck steigt mit der Größe und dem Alter. Aus der großen Studie zur Gesundheit  von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS, 2003-2006) haben wir aktuelle Daten. Wie für viele andere Werte, etwa für Größe und Gewicht, gibt es für den Blutdruck sogenannten Perzentilenkurven. Wenn der Blutdruck über der 95.Perzentile liegt, sprechen wir von Bluthochdruck.  Dies bedeutet: 95 von 100 gesunden, nicht übergewichtigen Kindern haben einen niedrigeren oder gleichen Blutdruck wie der angegebene Wert.

Wenn bei Ihrem Kind erhöhte Blutdruckwerte festgestellt wurden, ist es wichtig, eine ausführliche Untersuchung in der Kinderkardiologie durchzuführen. Je früher ein Bluthochdruck entdeckt und behandelt wird, desto eher lässt sich das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen reduzieren.

Was können Sie tun?

Ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und mindestens eine Stunde Bewegung am Tag beugt in jedem Alter Bluthochdruck vor. Und gehen Sie zu den üblichen Vorsorgeuntersuchungen. Ab dem Alter von 3 Jahren (ab der U7a) sollte der Blutdruck gemessen und mit den entsprechenden Alters- und Größenperzentilen verglichen werden.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

 

 

Kinderkardiologie - Was ist das eigentlich?

Kardiologen sind Spezialisten für das Herz. Bei Erwachsenen geht es oft um Bluthochdruck, Herzschwäche und Herzinfarkte. All das ist aber bei Kindern glücklicherweise selten. Also wofür sind Kinderkardiologen da?

Etwa 1% der Kinder werden mit einem angeborenen Herzfehler geboren. Damit gehören Herzfehlbildungen zu den häufigsten Fehlbildungen überhaupt. Das Herz ist ein kompliziertes Organ. Bei der Anlage und in der Entwicklung in der Schwangerschaft kann einiges schiefgehen. Die Trennwände zwischen den Herzkammern können sich nicht ganz schließen, so dass noch kleine Löcher bleiben. Oder eine Herzkammer und ein Gefäß wachsen nicht richtig mit, fehlen vielleicht ganz oder sind „falsch verbunden“. Schon während der Schwangerschaft können in den Ultraschalluntersuchungen Herzfehler beim Kind entdeckt werden. Leider werden sie jedoch noch häufig übersehen.

Schwere Herzfehler können nach der Geburt zu lebensbedrohlichen Zuständen führen, die eine sofortige Behandlung der betroffenen Kinder auf der Intensivstation notwendig machen. Die leichten Herzfehler machen nur wenig Probleme. Oft fallen sie erst später bei den kinderärztlichen Untersuchungen durch Nebengeräusche am Herzen auf. Die Kinder sind in der Regel ohne Symptome. Ein Besuch bei einer Kinderkardiologin bringt dann Klarheit.

Wie Erwachsene können Kinder jeden Alters auch Herzrhythmusstörungen haben. Neugeborene und Kinder bis hin zum Jugendlichen haben meist sogenannte angeborene  Rhythmusstörungen. Sehr schnelle Herzschläge (Tachykardien) gehören dabei zu den häufigsten Störungen. Die Symptome sind bei Kindern oft sehr vage. Vor allem kleinere Kinder klagen über Bauchschmerzen oder über Schwindel und Übelkeit. Die genaue Diagnostik mittels Elektrokardiogramm, möglicherweise auch über 24 Stunden, führt dann zu einer entsprechenden Therapie. In vielen Fällen ist es möglich in einer Herzkatheter-Untersuchung die Bahnen im Herzen, die für die Rhythmusstörungen verantwortlich sind, zu finden und zu unterbrechen und damit das Kind von seiner Rhythmusstörung zu befreien.

Viel beschäftigen sich Kinderkardiologen auch mit Prävention. Zum Beispiel machen uns Kinder Sorgen, die zu dick sind. Sie können einen Bluthochdruck und im Erwachsenenalter viele Herzprobleme entwickeln.

Und dann sind da noch die Sportler: Bei Leistungssport im Kindes- und Jugendalter wird ein Attest zur Sporttauglichkeit gefordert. Auch hier sind die Kinderkardiologen mit ihrem Wissen um die Belastungsfähigkeit des Herz-Kreislaufsystems gefragt.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert