Essen

Ostern, Eier und gesunde Ernährung

Ostern steht vor der Tür-ein schlechter Zeitpunkt über gesunde Ernährung zu sprechen?

 

Die erste Frage ist gleich: Was genau ist gesundes Essen. Wir verbinden damit meist, mit frischen und natürlichen Lebensmitteln selbst zu kochen. Auch die aktuellen Empfehlungen für die Kinderernährung sehen dies so. Die Wirklichkeit sieht jedoch oft anders aus: Der gesellschaftliche Wandel und die Zeitverknappung in den Familien bringen viele Fertigprodukte auf den Tisch: Angefangen vom Früchtejoghurt aus dem Kühlregal bis hin zur Tiefkühlpizza.

Und dann sind da noch die Kinder selbst, die „gesund“ oft mit „schmeckt nicht“ gleichsetzen und überhaupt nicht dazu zu bewegen sind, frische Paprika zu essen, höchstens vielleicht Nudeln mit Tomatensoße, und das auch nur mit den Fingern. Aber Süßes? Jederzeit! Und erst die vielen bunten Ostereier....  

 

Das Bevorzugen von Süßem und die Abneigung gegenüber grünem Gemüse und neuen Lebensmitteln sind den Kindern angeboren. Unseren Vorfahren half dies, zu überleben und unverträgliche Nahrung zu meiden. Süßes war gleichzusetzen mit vielen, schnellen Kalorien, Grünes konnte potentiell giftig sein. Neue, unbekannte Nahrung wurde nur in kleinsten Bissen probiert.

Im Kindergartenalter ist dieses ursprüngliche Essverhalten am stärksten ausgeprägt. Die Kinder beobachten dann immer mehr ihre Ess-Umgebung und ahmen das Essverhalten nach.

 

Nicht vergessen darf man die Bedeutung der Getränke: In Limonade und Cola ist viel Zucker enthalten. Das ist jedem klar. Weniger bekannt ist, dass Apfelsaft etwa die gleiche Menge Energie in Form von Fruchtzucker liefert. Die Nationale Verzehrstudie der Bundesregierung sagt uns, dass in Deutschland mehr Kalorien in Form von Säften und Nektaren verzehrt werden als durch Limonaden. Also: Lieber Wasser und ungesüßten Tee anbieten. Auch die Zähne werden es Ihnen danken.

 

Klar ist, dass eine ausgewogene, gesunde Ernährung auch weiterhin die allgemeine Empfehlung für gesundes Wachstum und Entwicklung ist. Dazu gehört auch, dass es den Kindern vorgelebt und in einfachen Worten erklärt wird: Z.B. dass da doch noch die grüne Farbe auf dem Teller fehlt. Denn viele Farben sind gesund. Das weiß auch der Osterhase.

 

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Mama, mir schmeck’s nicht!

Wann und wie lernen wir „schmecken“? Die Frage ist nicht einfach zu beantworten.

Wir wissen, dass evolutionsbedingt bei Geburt die Geschmacksvorlieben „süß“ und „herzhaft“ bereits vorhanden sind, um besonders eiweißhaltige und kalorienreiche Nahrung zu erkennen. Auch sauer und bitter erkennt der Säugling und mag es gar nicht. Die Natur hat es so zu seinem Schutz eingerichtet, da diese Lebensmittel potentiell giftig sein könnten. Die Geschmacksrichtung „salzig“  lernt der Säugling im Laufe der ersten Lebensmonate.

Manche Aromastoffe und Geschmackskomponenten der mütterlichen Ernährung, wie zum Beispiel Knoblauch und Karotte, werden schon durch das Fruchtwasser und später durch die Muttermilch an den Nachwuchs weitergeben. Dadurch „kennt“ der Säugling diese „Geschmäcker“ und scheint sie dadurch leichter zu akzeptieren als neue, unbekannte Nahrung. Stillen ist hier der industriell hergestellten Säuglingsmilch überlegen: Die Mutter hat in der Regel mehr Abwechslung im „Geschmacks-Speiseplan“ als die immer gleich hergestellte Säuglingsmilch. Auch für die spätere Ernährung im Kleinkindesalter hat dies möglicherweise einen positiven Effekt. Neueren Untersuchungen zufolge scheinen früher gestillte Kleinkinder eine größere Vielfalt an Nahrungsmitteln und mehr Gemüse zu essen.

Welche Rolle spielt die Beikost?

Kommerziell hergestellt Beikost im Gläschen erfreut sich großer Beliebtheit. Sie wird in Deutschland zu fast 60% für die Ernährung im ersten Lebensjahr bis zur Familienkost verwendet. Ersten Studienergebnissen zufolge essen Kinder, die viel kommerziell hergestellte Beikost erhielten, im Kindergarten und Grundschulalter weniger Gemüse und mehr zuckerhaltige Lebensmittel. Möglicherweise ist dies aber auch Ausdruck der gelernten Ernährungsgewohnheiten in den Familien.

In jedem Falle scheint es günstig zu sein, den Säuglingen eine große Vielfalt in der Ernährung anzubieten. Wenn Sie die Beikost selbst zubereiten, haben Sie mehr Möglichkeiten verschiedene Geschmacksrichtungen zu versuchen. Bei gekaufter Beikost sollte darauf geachtet werden, dass kein Zucker zugesetzt wurde. Und auch hier ist möglichstviel Abwechslung in den Obst- und Gemüsesorten wünschenswert. Guten Appetit!

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert