Das metabolische Syndrom: Die Weichen werden in der Kindheit gestellt

Fettleibigkeit (Adipositas) ist definiert als BMI (body-mass-index) über der 97.Perzentile. In Deutschland sind etwa 23% der Erwachsenen adipös, 2% der zwei- bis dreijährigen Kinder und bis zu 5,6% der Einschulungskinder.

Warum ist das so schlimm?

Massives Übergewicht führt zu einer unterschwelligen Entzündungsreaktion im Körper. Bereits im Kindes- und Jugendalter kann dies zu Körperfunktionsstörungen führen, die im Vollbild „metabolisches Syndrom“ genannt werden. Dazu gehören neben der Adipositas Störungen im Zucker- und Fettstoffwechsel und der oft völlig unterschätzte Bluthochdruck, um nur die wichtigsten zu nennen. Häufig entwickelt sich eine Fettleber und durch die Entzündung eine Funktionsstörung der Leber. Man geht davon aus, dass bereits 20% der adipösen Kinder daran leiden. Auch die Harnsäure kann erhöht sein, orthopädische Probleme, psychische Auffälligkeiten und Schlafstörungen sind an der Tagesordnung. Studien haben gezeigt, dass bei ausgeprägter Adipositas auch die Lebenserwartung verkürzt ist und zwar bis zu acht Jahren. Vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen hier eine Rolle.

Viele Studien haben gezeigt, dass das Gewicht im frühen Kindesalter ein guter Anhalt für die weitere Gewichtsentwicklung im Leben und eben für die damit verbundenen Krankheiten ist. Das bedeutet, dass gerade das Kindesalter wichtig für die Therapie und Prävention der Adipositas ist.

Was kann man tun?

Hauptsächlich geht es um eine Lebensstiländerung in vielen Bereichen. Mit betroffenen Kindern und Jugendlichen werden umfangreiche Ernährungsschulungen durchgeführt. Eine ausgewogene Ernährung, die Reduktion energiedichter, vor allem zuckerhaltiger Nahrungsmittel und Getränke ist wichtiger Bestandteil der Behandlung. Gleichzeitig muss auf ausreichend Bewegung geachtet werden. Auch wenn das Gewicht nur wenig fällt, ist oft der Einfluss auf die Risikofaktoren (beispielsweise Blutdruck und Höhe der Blutfette) bereits sichtbar. Gesellschaftlich wäre es dringend wünschenswert, und so auch von der WHO formuliert, die Werbung für ungesunde Nahrungsmittel im Kindesalter stark einzuschränken, eine Fett- oder Zuckersteuer einzuführen, in Kindergärten und Schulen die Ernährung zu verbessern und mehr sportliche Aktivitäten anzubieten. Hier können Sie auch immer persönlich aktiv werden: Gemeinsamer Sport macht Spaß und tut in jedem Alter gut.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert