Angst? Zu viel Angst? - Ängste im Kindes- und Jugendalter 

Kinder und Jugendliche erleben viele Ängste: Vor Tieren, vor der Dunkelheit, vor Alleinsein oder vor negativen Erlebnissen in der Schule. Auch die Corona-Situation hat Ängste geschürt. Immer besteht dabei auch die Möglichkeit, dass Kinder und Jugendliche die Ängste ihrer Eltern spüren und widerspiegeln.  

Unsichere und schüchterne Kinder und Jugendliche erleiden häufiger Ängste. Dabei gilt Schüchternheit in unseren Breiten als Temperamentseigenschaft: In schwierigen Situationen kann eine übermäßige Anspannung zu langem Schweigen, Erröten und fehlendem Blickkontakt führen. Aber nicht überall wird Schüchternheit negativ bewertet. Zwar gilt in unserer westlichen Welt Schüchternheit als eine eher unerwünschte Charaktereigenschaft, in östlichen Kulturen wird sie jedoch positiv bewertet.  

Nicht immer kann das Kind oder der/die Jugendliche(r) die Angst artikulieren. Gerade die Jüngeren sagen vielleicht, es wäre ihnen schwindlig, schlecht oder sie hätten Bauchschmerzen. Sie meinen eigentlich: Sie haben Angst. Aber nicht jede Angst ist negativ. Im Überwinden der Ängste lernen die Kinder, auf ihre eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. 

In europäischen Untersuchungen erfüllten etwa 10% bis 16% aller Kinder und Jugendlichen irgendwann in ihrem Leben die Kriterien einer behandlungsbedürftigen Angststörung. Am häufigsten werden Ängste auf ein besonders gefürchtetes Objekt gerichtet:  Ein Tier oder eine bestimmte Situation (etwa Gewitter oder die Benutzung eines Fahrstuhls) oder laute Geräusche lösen eine übermäßige Angst aus. Leider scheinen in den letzten 1,5 Jahren der Coronakrise die Angststörungen zuzunehmen. 

 

Ab wann braucht das Kind oder der/die Jugendliche(r) also Hilfe?  

Wenn Ängste zu starker Beeinträchtigung des täglichen Lebens führen, sollte man an eine Behandlung denken. Angststörungen können den Schlaf und die normale Entwicklung der Kinder und Jugendlichen erheblich stören. Oft ist es jedoch schwierig, die Problematik in ihrem ganzen Ausmaß zu erkennen. Das Vermeidungsverhalten der Kinder und Jugendlichen kann dazu führen, dass ihre Umgebung die Symptomatik kaum wahrnimmt. Verschiedene Verhaltensbeobachtungen und Testverfahren werden in der Diagnostik eingesetzt und können dabei helfen, zu entscheiden, ob und welche Therapie notwendig ist.  

Wichtig ist es, die Kinder und Jugendlichen ernstzunehmen und ihnen zuzuhören. Mit Mitgefühl und Verständnis können sie so lernen, zwischen echten und scheinbaren Bedrohungen zu unterscheiden. Dazu gehört als Eltern auch, die Wahrnehmung und Bearbeitung der eigenen Ängste. Kinder und Jugendliche brauchen ein Gefühl der Sicherheit von den Erwachsenen her.  

Ängste und das Überwinden von Ängsten sind Teil der normalen Entwicklung. Die Förderung und Ausbildung eines gesunden Selbstbewusstseins ist dabei sehr hilfreich.  

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.  

Herzliche Grüße, 

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert