Harnwegsinfektionen im Kindesalter

Blasenentzündungen können sehr schmerzhaft und unangenehm sein. Wenn ihr Kind ständig auf die Toilette läuft und über Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen klagt, ist es Zeit, Ihre Kinderärztin aufzusuchen. Mädchen sind fünfmal häufiger betroffen als Jungs und je jünger die Kinder sind, desto schwieriger ist die Diagnose. Kommt Fieber dazu, muss auch an eine Nierenbeteiligung gedacht werden. Gerade bei den ganz kleinen Patienten kann es notwendig sein, die Behandlung von schweren Harnwegsinfektionen im Krankenhaus durchzuführen. Danach sind dann oft weitere Untersuchungen erforderlich, um auszuschließen, ob angeborene Fehlbildungen an den Nieren, der Blase oder an den Harnwegen vorliegen und für die Infektion verantwortlich sind. Beispielsweise kann eine Blasenentleerungsstörung ein zusätzlicher Risikofaktor sein.

Wichtig ist eine sorgfältige Aufklärung über Blasen-, aber auch Stuhlentleerung, über Hygienemaßnahmen und tägliche Trinkmengen. Oft lässt sich damit schon eine Verbesserung erreichen. Mit einem erneuten Harnwegsinfekt muss in etwa einem Drittel der Fälle in den ersten zwei bis drei Monaten nach dem ersten gerechnet werden. Kommt es immer wieder zu erneuten, auch fieberhaften Infektionen, muss nach sorgfältigem Abwägen überlegt werden, ob nicht eine prophylaktische Gabe eines niedrig dosierten Antibiotikum sinnvoll ist, um die Nieren zu schützen. Zunehmend kritisch wird dabei auch  die Wirkung der antibiotischen Prophylaxe auf das Mikrobiom (das ist die Gesamtheit der Bakterien im Darm) gesehen.

Was können Sie zusätzlich tun?

Cranberrysaft soll durch den Wirkstoff Proanthocyanidin den Effekt haben, dass sich die Bakterien schwerer tun, an den Harnwegen anzuhaften. Der gleiche Wirkstoff ist auch in Heidel- und Preiselbeeren enthalten. Ein weiteres Hausmittel ist Hagebuttentee. Er enthält viel Vitamin C und soll durch das Ansäuern des Harns ebenfalls einer Infektion entgegenwirken.

In jedem Falle ist es wichtig, viel zu trinken, um die Bakterien quasi auszuspülen und ihnen keine Gelegenheit zu geben, sich im Körper sehr zu vermehren.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße, Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Warum Schlafen auf dem Rücken im ersten Lebensjahr so wichtig ist

Der plötzliche Kindstod (englisch „sudden infant death syndrome“, kurz SIDS genannt) istweiterhin Gegenstand weltweiter Forschung. 2014 sind in Deutschland immer noch 120 Säuglinge daran verstorben. Am häufigsten ereignet sich der plötzliche Kindstod im 2. bis 4. Lebensmonat. In den aktuellen Untersuchungen zeigt sich jetzt, dass es einen neuen, zweiten Häufigkeitsgipfel unmittelbar nach Geburt gibt. Das Kind liegt dann oft in Bauchlage auf der Mutter und das kann zu Überwärmung und zur Verlegung der Atemwege führen. Ebenso wichtig sind die „anscheinend lebensbedrohlichen Ereignisse“: Damit sind Kinder im ersten Lebensjahr gemeint, die beinahe verstorben sind und bei denen keine andere Ursache für diese Zustände gefunden werden. Im Augenblick geht man davon aus, dass etwa 0,6-4 von 1000 normalen Säuglingen davon betroffen sind.

Wie kommt es überhaupt zu diesen Ereignissen? Dies ist immer noch nicht abschließend geklärt. Die akzeptierteste Hypothese ist, dass immer drei Faktoren zusammen kommen: Etwa Schlafen in Bauchlage, Rauchen im Schlafzimmer und eben das kritische Alter im ersten Lebensjahr.

Sehr genau werden die Kinder untersucht, die ein „anscheinend lebensbedrohliches Ereignis“  durchmachten: Gibt es doch eine Ursache, die behandelt werden kann?  Infektionen, Herzrhythmusstörungen oder Stoffwechseldefekte können eine Rolle spielen. In jedem Fall wird nach Entlassung aus dem Krankenhaus eineMonitorüberwachung verordnet, da in etwa 10% der Fälle ein weiteres Ereignis in den ersten Tagen bis Wochen nach dem ersten Ereignis auftreten kann.  

Was können Sie präventiv tun?

Für einen sicheren Babyschlaf im ersten Lebensjahr wird empfohlen:

Schlafen in Rückenlage unter Verwendung einer festen Unterlage. Vermeiden von jeglicher Bedeckung des Kopfes, z.B. auch durch Verwendung eines Schlafsacks.

Schlafen im elterlichen Schlafzimmer im eigenen Bett.

Stillen, möglicherweise Verwendung eines Schnullers.

Rauchfreie Umgebung in der Schwangerschaft und danach.

Vermeidung von Überwärmung.

Durch intensive Aufklärung und Einhalten dieser Empfehlungen sind die Fälle des plötzlichen Kindstods glücklicherweise stark zurückgegangen.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Berge und Fliegen mit Kindern

In der Höhe auf den Bergen oder im Flugzeug wird die Luft dünner, denn der Luftdruck verringert sich. Beispielsweise beträgt In 1000m Höhe der Luftdruck 88%, in 2000m Höhe 77% im Vergleich zur Meereshöhe. Im Flugzeug ist in der Regel der Kabinendruck auf eine Höhe von 2000 bis 2400m eingestellt. Mit dem Luftdruck fällt auch der Sauerstoffpartialdruck, das heißt, es steht dem Körper weniger Sauerstoff zur Verfügung und das muss kompensiert werden. Für den Erwachsenen ist das bis zu einer Höhe von 3500m kein Problem. Die Herzfrequenz und das Herzschlagvolumen werden gesteigert und die Atmung wird schneller. Tatsächlich ist die körperliche Anpassungsreaktion genetisch determiniert. Für manche Menschen ist die Anpassung ganz leicht, für andere ist es schwieriger. Für Kinder gibt es nahezu keine europäischen Daten zu diesem Thema. Zwar sind einige Studien aus China in den letzten Jahren veröffentlicht worden. Sie beziehen sich praktisch nur auf Schulkinder und sind für uns nur bedingt übertragbar.

Jedoch sind gerade für ganz kleine Kinder die Möglichkeiten zur Kompensation im Herz-Kreislaufsystem eingeschränkt. V.a. Säuglinge können ihren Herzschlag und auch ihr Herzschlagvolumen nur bedingt über längere Zeit steigern. Die Atmung ist schon in Ruhe deutlich schneller als beim Erwachsenen und die Mechanismen zur Sauerstoffaufnahme in der Lunge noch nicht ganz so stabil wie beim Erwachsenen. Für eine Flugreise ist dies in der Regel kein Problem, jedoch wird empfohlen für Säuglinge bis zum Alter von12 Monaten eine Schlafhöhe über 1600m, für Kinder im Vorschulalter über 2500m zu vermeiden. Ab dem 8. Lebensjahr wird angenommen, dass die Anpassungsreaktionen wie beim Erwachsenen ablaufen.

In jedem Falle ist der Aufenthalt in der Höhe und Fliegen für Kinder anstrengender als für Erwachsene. Und die ganz Kleinen können ihre Beschwerden nur eingeschränkt mitteilen. Möglicherweise ist es für die ganze Familie entspannter, den Urlaub an einem Ort zu planen, der nur wenige Flugstunden entfernt ist.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Sauna ist gesund! Auch für Kinder?

Saunabesuche sollen im Erwachsenenalter die Abwehrkräfte, vor allem gegen grippale Infekte, steigern. Tatsächlich wurde in einer skandinavischen Studie ein positiver Effekt auf die Abwehrzellen nach einem Saunabesuch gefunden.

Was geschieht genau mit unserem Körper in der Sauna?

Die Hauttemperatur und die gesamte Körpertemperatur steigen. Die Blutgefäße erweitern sich, sowohl in der Haut, als auch in den Schleimhäuten. Wir schwitzen und verlieren dabei ordentlich Flüssigkeit über die Haut. Die Flüssigkeit muss aus den Geweben in die Gefäße nachverteilt werden, um unseren Blutdruck zu erhalten. Diesem Prozess wird ein gewisser „Reinigungseffekt“ in den Zellen nachgesagt. Die Atem- und Herzfrequenz steigt und die Muskeln entspannen sich. Ein Wohlgefühl stellt sich ein.

Aber wie ist das für Patienten mit chronischen Erkrankungen?

In den skandinavischen Ländern werden Saunabesuche seit langen bei verschiedenen Erkrankungen therapeutisch eingesetzt. So sollen Saunagänge beispielsweise bei Bluthochdruck, chronischen Lungenerkrankungen, Schmerzsymptomen und bei Erschöpfungszuständen einen positiven Einfluß auf den Körper haben. Asthmapatienten können von der besseren Durchblutung des Bronchialsystems profitieren, aber nicht jeder Patient verträgt jede Art von Sauna. Dies muss individuell angepasst werden. Auch bei chronischen Hauterkrankungen ist der Effekt auf den einzelnen Patienten unterschiedlich.

Wie ist es nun bei Kindern?

Die Datenlage ist dürftig. In den skandinavischen Ländern ist der Saunabesuch auch für Kinder üblich und scheint nicht zu wesentlichen Komplikationen zu führen. In einer finnischen Studie wurden dazu über tausend Familien befragt.

In jedem Falle reagieren Kinder empfindlicher auf die Hitze und den Flüssigkeitsverlust in der Sauna. Besonders bei kleinen Kindern und Kindern mit chronischen Erkrankungen ist hier Vorsicht geboten. Kinder mit akuten Entzündungen oder Herzproblemen, insbesondere Rhythmusstörungen, sollten Saunabesuche gänzlich vermeiden. 

Und auch, wenn der Winter kurz zurückkam: Jetzt hoffen wir auf einen schönen Frühling und Sommer!

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Computer, Smartphone, Fernseher-weniger Bildschirmzeit ist gesünder

Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit vor Bildschirmen, in den USA sogar zwischen 7 und 11 Stunden pro Tag.  Und auch unter 2-jährige sitzen schon vor dem Fernseher. Inzwischen gibt es viele Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen dieses Trends:

Kinder und Jugendliche, die viel Zeit vor Bildschirmen verbringen, sind häufig übergewichtig. Das liegt nicht nur an der fehlenden Bewegung, sondern auch direkt am Essen. Untersuchungen zeigen, dass ganz allgemein beim Essen vor dem Bildschirm ungesünder gegessen wird. Es wird weniger Obst und Gemüse verzehrt, dafür mehr stark gezuckerte oder gesalzene Speisen. Möglicherweise trägt dies zusammen mit dem Konsum von Filmen mit schnellen Bildsequenzen auch dazu bei, dass bei betroffenen Kindern die Aufmerksamkeitsfähigkeit verkürzt sein kann. In einer Studie wurde beobachtet, dass der Schulabschluss vor allem bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen gefährdet war, die mindestens ein bis zwei Stunden pro Tag fernsahen.

Auch der Schlaf ist gefährdet, wenn viel Zeit vor dem Bildschirm verbracht wird.

Die Kinder schlafen schlecht ein und die Schlafqualität leidet. Nachtschreck und Alpträume sind besonders bei Kindern, die einen Fernseher im Kinderzimmer haben gehäuft. Aber nicht nur der Fernseher spielt eine Rolle, auch die Handybenutzung nach dem Lichtausschalten führt zu gestörter und kürzerer Nachtruhe. Die Kinder und Jugendlichen sind tagsüber dann vielfach müde. In Studien wurde gezeigt, dass in diesen Fällen die Leistungen vor allem in Mathematik und Lesen schlechter ausfallen.

Aus diesem Anlass wurden von verschiedenen Fachgesellschaften Empfehlungen zu Bildschirmzeiten herausgegeben:

  • Kinder unter zwei Jahren sollten keine Zeit vor dem Bildschirm verbringen. Sie können noch nicht zwischen dem echten und dem „Bildschirm“-Leben unterscheiden. Sprachentwicklungsstörungen und Aufmerksamkeitsprobleme können die Folge sein.

  • Kinderzimmer sollten generell „Bildschirm“-frei bleiben. Dazu gehört auch das Handy.

  • Die Zeit vor Bildschirmen sollte bis zum Vorschulalter höchstens 30 min/Tag betragen. Sie kann dann bis zum Jugendalter ausgeweitet werden, sollte aber auch dann nicht 2 Stunden am Tag überschreiten.

  • Kinder und Jugendliche sollten nur altersgerechte Inhalte sehen.

  • Die Zeit vor dem Schlafengehen, der Schule oder Kindergarten sollte bildschirmfrei bleiben.

  • Spielen Sie mit Ihren Kindern Gesellschaftsspiele und lesen Sie Ihren Kindern sooft wie möglich vor.

Das fördert die Entwicklung, das Sozialverhalten und regt die Phantasie an.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert