Mama, ich bin so müde...

Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter sind ein häufiges Thema. Bis zu 40% aller Kinder und Jugendlichen leiden darunter: Tagesmüdigkeit, Unkonzentriertheit in der Schule und emotionale Störungen sind nur einige der Folgen von gestörter Nachtruhe.

Warum ist Schlaf so wichtig?

Nachts werden die Erlebnisse des Tages verarbeitet. Das geschieht auch auf Gehirn-organischer Ebene: Synaptische Verbindungen, die tagsüber gebildet wurden, werden modifiziert, die neuronale Netzwerke weiter aus- oder auch abgebaut. Das ist wichtig für die Lern- und Gedächtnisfunktion. Unsere zyklische Hirnelektrische Aktivität fordert den Schlaf. Licht gilt als der wichtigste äußere Zeitgeber, aber auch Essverhalten, Geräusche und soziale Kontakte beeinflussen die Tag-Nacht-Rhythmik.

Gestört wird der Schlaf beispielsweise durch die zunehmende Beschäftigung mit Computer und Internet. Aber auch anatomische Probleme, etwa große Adenoide (auch Polypen genannt), können zu Atemstörungen während des Schlafes führen und damit den Schlaf selbst beeinträchtigen. Typisch ist dies im Kleinkindesalter. Schnarcht ihr Kind häufig? Ist es tags oft sehr müde? Dann sollten Sie mit Ihrer Kinderärztin besprechen, ob eine weitere Diagnostik angeraten ist.

Im Kleinkindesalter ebenfalls häufig ist der Nachtschreck. Die Kinder wachen scheinbar auf, oft mit einem Schrei. Er gehört, wie auch das Schlafwandeln im späteren Kindesalter, zu den sogenannten „Arousal“-Störungen der ersten Nachthälfte. Dabei kommt es zu einem unvollständigen Aufwachen aus dem Tiefschlaf. Günstig ist es, die Kinder nicht aufzuwecken, da es sonst zu heftigem und aggressivem Verhalten kommen kann. Am Morgen erinnern sich die Kinder nicht mehr daran.

Zu den Schlafstörungen der zweiten Nachthälfte gehören die Alpträume. Fast jedes Kind und jeder Jugendliche wird davon irgendwann einmal geplagt. Glücklicherweise treten sie selten gehäuft auf und verschwinden meist von selbst. Stellen sie eine Belastung dar, sollte eine psychologische Beratung überlegt werden.

Grundsätzlich sind Schlafstörungen im Kleinkindesalter zwar störend, aber meist harmlos. Eine besondere Therapie ist selten erforderlich, die Prognose ist in der Regel sehr gut. Helfen können Sie mit der Einführung eines Schlafrituals, mit ruhiger Umgebung und Abstinenz von Bildschirmaktivität vor dem Schlafengehen. Erholsamer Schlaf ist wichtig für eine gesunde Entwicklung.

In diesem Sinne: Gute Nacht! 

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr.med. Anette Meidert

Bei Durchfall viel Trinken

In den Nachrichten wurde gemeldet: Die Durchfallerkrankungen durch den Norovirus sind in diesem Jahr stark angestiegen. Seit der Einführung der Impfung gegen Rotaviren sind die Noroviren zurNummer eins unter den Keimen, die Durchfallerkrankungen verursachen, aufgestiegen. Sie sind sehr infektiös. Die Eltern und Erzieher in den Krippen und Kindergärten und die Lehrer in den Schulen können ein Lied davon singen!

Was tun?

Zur Vorbeugung ist Hygiene sehr wichtig. Häufiges Händewaschen und gegebenenfalls auch Händedesinfektion schützt vor Übertragung der Keime. Ist ein Kind schon erkrankt, sollten das Windelwechseln und Entsorgen von Erbrochenen mit Handschuhen erfolgen.

Für den Verlauf der Erkrankung ist entscheidend, wie viel Flüssigkeit Ihr Kind verliert und wie viel es trinken kann. Die Darmschleimhaut ist entzündet und kann Nahrung und Flüssigkeit nicht mehr so gut aufnehmen. Ist der Magen beteiligt, kommt es zusätzlich noch zu Übelkeit und Erbrechen. Auch hier geht dem Körper Flüssigkeit und Energie verloren.

Besonders gefährdet sind Säuglinge: Sie setzen täglich sehr viel mehr an Flüssigkeit im Körper um als ältere Kinder und sind somit schneller von einer Austrocknung betroffen. Kommt Fieber dazu, ist der Wasserbedarf noch größer. Sie sollten möglichst nicht aufhören, zu stillen oder die Flasche zu geben. Kleinkinder sollten in kleinen Mengen Flüssigkeit erhalten (zum Beispiel 5-10ml in ungefähr 10 Minuten). Günstig ist auch, nicht später als 4-6 Stunden nach Beginn des Flüssigkeitsersatzes wieder mit Essen zu beginnen.

Größeren Kindern kann man leichte Gemüse- oder Fleischbrühen anbieten. Als Hausmittel bekannt ist auch die Karottensuppe nach Moro. Zwieback und Salzstangen eignen sich zum vorsichtigen Knabbern. Heidelbeer- oder Brombeertee soll „abdichtend“ an der Magen-Darm-Schleimhaut wirken.

Was sind Warnzeichen einer drohenden Austrocknung?

Die Kinder werden müde und teilnahmslos. Die Lippen und die Zunge werden in der Regel trocken. Die Urinproduktion lässt nach. Spätestens dann sollten Sie Ihre Kinderärztin aufsuchen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Häufig kommen Elektrolytlösungen zum Einsatz, die möglichst oft und in kleinen Mengen gegeben werden sollten. Medikamentös kann die Therapie mit Zink, bestimmten Probiotika und anderen Wirkstoffen, zum Beispiel bei Erbrechen, sinnvoll sein.

Am wichtigsten bleibt das Trinken. Dies ist die goldene Regel bei Durchfall.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Pilzerkrankungen im Kindesalter

Pilzinfektionen kommen in jedem Alter vor. Bereits Säuglinge können betroffen sein. Eine Irritation der Haut im Windelbereich, die sogenannte Windeldermatitis, bietet eine hervorragende Grundlage für einen Hefepilz. Oftmals helfen dann die üblichen Pflegemaßnahmen nicht mehr aus und es muss mit einem Antipilzmittel zusätzlichbehandelt werden.

Im Kleinkindesalter sind Pilzinfektionen an Kopf und Körper keine Seltenheit. Fast immer wird der Pilz von Tieren übertragen. Hat Ihr Kind im Urlaub möglicherweise eine Katze gestreichelt? Das könnte ein möglicher Übertragungsweg sein. Aber auch Meerschweinchen, Kälber und eine ganze Reihe anderer Tiere können von Pilzen befallen sein. Verdächtige Symptome bei den Kindern sind am Kopf gerötete, meist rundliche Stellen, an denen die Haare leicht ausfallen. Am Körper sind es oft kreisförmige, gerötete, leicht schuppenden Hautveränderungen, die an einen Pilz denken lassen.

Wichtig ist, vor Beginn der Behandlung Material für eine Erregerbestimmung zu gewinnen. Da die Erreger jedoch an gezüchtet werden müssen und dies ein bis zwei Wochen dauern kann, wird in der Regel sofort mit einer lokalen Therapie begonnen. Je nach Befund wird dann möglicherweise noch ein Antipilzmittel zum Einnehmen dazukommen.

Fußpilz und Nagelpilzinfektionen nehmen auch im Kindesalter zu. Die Füße reagieren mit Entzündungen und Schuppungen, vor allem zwischen den Zehen. Bei den Nägeln kommt es bei einer Pilzerkrankung häufig zu Verdickungen und Verfärbungen. Hier lohnt es sich, zusätzlich die Eltern zu befragen, da sie die häufigsten Ansteckungsquellen für die Kinder sind. Auch hier ist es wichtig, Material für eine Erregerbestimmung zu gewinnen. Je nach Ausprägung des Pilzbefalls ist eine lokale Therapie ausreichend oder es muss zusätzlich ein Antipilzmittel eingenommen werden. Die Behandlung ist langwierig: Bis die Nägel vollständig Pilz-frei sind, können bis zu neun Monaten vergehen. Aber zum Trost: Wenn die Behandlung konsequent durchgeführt wird und keine erneute Infektion erfolgt, ist jede Pilzerkrankung heilbar.     

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Und wieder gibt es Läuse...

Jedes Jahr im Herbst gibt es in Kindergärten und Schulen Läusealarm. Darauf kann man sich verlassen.

Jedes Kind kann Läuse bekommen: Die Übertragung erfolgt fast ausschließlich über direktem Kontakt von Haar zu Haar. Läuse sind schnell und mit ihren klauen-bewehrten Beinen perfekt an das Leben auf der Kopfhaut angepasst. Es entkommt ihnen keiner.

Wenn ihr Kind anfängt, sich am Kopf zu kratzen, holen Sie schnell die Lupe und untersuchen die Kopfhaut und Haare. Läuse sind durchsichtig-bräunlich und 1-3mm groß. Sie sind aber auch sehr schnell und deshalb oft nicht zu finden. Die Eier der Läuse sind leichter zu sehen: Sie kleben direkt an den Haaren nahe der Kopfhaut, gerne an den Schläfen, hinter den Ohren und im Nacken. Vor allem die Nissen (das sind die leeren Eihüllen, aus denen die Läuse schon geschlüpft sind) sind gut zu erkennen.

Der Gedanke, Läuse im Haus zu haben, ist unangenehm, aber eigentlich nicht weiter schlimm. Läuse übertragen in unseren Breiten keine Krankheiten und sind sehr gut zu behandeln. Nasses Auskämmen mit einem speziellen Läusekamm (maximaler Zinkenabstand 0,2mm)  und einer Haarpflegespülung kann helfen. Die Methode ist jedoch sehr zeitaufwendig und muss über 14 Tage an bestimmten Tagen durchgeführt werden: Die Tage 1,5,9 und 13 zeigten in einer Studie die besten Erfolge.

Das Robert Koch Institut empfiehlt eine kombinierte Behandlung mit einem anti-Läuse-Mittel (Insektizid) und nassem Auskämmen:

Die Haare werden mit dem Anti-Läuse-Mittel am ersten Tag und nach 8-10 Tagen, jeweils nach nassem Auskämmen, behandelt.  Die Wiederholung ist notwendig, da zu diesem Zeitpunkt die kleinen Läuse aus den Läuseeiern schlüpfen, die noch am ersten Behandlungstag gelegt wurden. Und die müssen Sie unbedingt auch erwischen, sonst fängt alles wieder von vorne an (Die kleinen Läuse werden groß, legen wieder neue Eier....und so weiter).  Zusätzlich sollen am Tag 5 die Haare nass ausgekämmt werden, um früh nachgeschlüpfte Larven zu entfernen, bevor sie mobil werden. Am Tag 13 und vielleicht noch einmal am Tag 17 sollen die Haare noch einmal zur Kontrolle nass ausgekämmt werden.

Neuere Studien zeigen, das die Behandlung mit dem Anti-Läuse-Mittel Dimeticon sehr wirksam ist, vor allem, wenn das betroffene Kind nach 7 und 14 Tagen erneut behandelt wird.

Wichtig ist in jedem Falle, dass alle betroffenen Kinder und deren Kontaktpersonen gleichzeitig behandelt werden. Nur so kann eine Wieder-Ansteckung vermieden werden.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Kuhmilchallergie im Kindesalter

Nahrungsmittelallergien werden immer häufiger. Im Kindesalter ist nach dem Hühnerei die Kuhmilch der zweite Favorit unter den Allergie auslösenden Nahrungsmitteln. Auch Stillen schützt davor nicht: Selbst ausschließlich gestillte Kinder können eine Unverträglichkeit gegen Kuhmilch entwickeln. Neue Untersuchungen gehen davon aus, dass etwa eines von 200 Kindern betroffen ist.

Was sind die Symptome?

Es gibt Sofortreaktionen und Symptome, die erst verzögert auftreten.

Zu den Sofortreaktionen gehören Hautveränderungen, beispielsweise Nesselsucht, Störungen der Atmung wie eine laufende Nase und Asthma, und Beeinträchtigungen des Herz-Kreislaufsystems. Durchfall und Erbrechen können sofort oder etwas später auftreten. Eine Verschlechterung von Hautekzemen als Ausdruck der Kuhmilchallergie tritt in der Regel mit einer Zeitverzögerung auf.

Oft treten die ersten Symptome bereits im frühen Säuglingsalter auf. Im ersten Lebensjahr werden insgesamt die meisten Kuhmilchallergien diagnostiziert.

Die genauen Mechanismen der Unverträglichkeitsreaktion sind noch nicht vollständig geklärt. Und die Diagnostik ist schwierig: Bei jedem vierten Kind mit Kuhmilchallergie ist im Blut kein Nachweis der Allergie zu finden. Daher wird es in der Regel notwendig sein, das Kind zunächst Kuhmilch-frei zu ernähren und zu beobachten, ob sich die Symptome darunter bessern. Danach sollte ein Provokationstest unter ärztlicher Aufsicht angeschlossen werden, um die Diagnose zu bestätigen.

Ist eine Allergie gegen Kuhmilch nachgewiesen, sollten alle Produkte, die Kuhmilch enthalten, gemieden werden. Wird das Kind noch gestillt, sollte die Mutter sich Kuhmilch-frei ernähren, dabei aber unbedingt auf eine ausreichende Kalziumzufuhr achten. Milch von anderen Tieren (Ziege, Schaf) ist als Ersatz ungeeignet, da häufig Kreuzreaktionen auftreten. Je nach Schwere der Erkrankung stehen verschiedene, industriell hergestellte, Kuhmilch-freie Milchen zur Verfügung.

Es wichtig, immer wieder zu überprüfen, ob das betroffene Kind nicht doch beginnt, die Kuhmilch zu tolerieren. Je nach Art der Allergie kann die Provokation zuhause erfolgen oder muß in der Kinderklinik überwacht werden. Glücklicherweise verschwindet die Kuhmilchallergie in etwa 80% der Fälle bis zum vierten Lebensjahr und die Kinder können wieder ganz normal die Kuhmilch trinken.   

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne. 

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert