Die Zeiten sind besonders. Die Belastungen vielfältig und auf allen Ebenen: Home-office, die sehr aktiven Kleinen fordern lautstark Beschäftigung, die Großen müssen mit den Schulaufgaben betreut werden, die ganz Großen müssen oftmals ihren Alltag vollkommen neu organisieren. Wie geht es weiter?
Diabetes im Kindesalter: Neues und Wichtiges
Die Zuckerkrankheit (d.h. der Diabetes) kann jedes Alter betreffen. Im Kindesalter gehört der Diabetes zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen und hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Zahlen der Neuerkrankungen haben sich seit der Wiedervereinigung verdreifacht. Warum dies so ist, und ob neben der Genetik Umwelt- und Lebensstilfaktoren einen wichtigen Einfluss auf die Erkrankungshäufigkeit haben, wird gerade intensiv untersucht.
Wie erkranken Kinder an Diabetes?
Kinder erkranken in der Regel an einem sogenannten Typ 1- Diabetes. Im Rahmen einer Autoimmunerkrankung greifen eigene Antikörper die Zellen in der Bauchspeicheldrüse an, die Insulin produzieren (Betazellen). Sind 80% der Betazellen zerstört, kann der Körper nicht mehr genug Insulin herstellen. Es kommt zum Insulinmangel. Insulin braucht der Körper aber, um Zucker (und damit Energie) in die Zellen aufnehmen zu können.
Was sind die Symptome?
Kinder und Jugendliche können zu Beginn der Diabeteserkrankung in eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung geraten. Durch den Mangel an Insulin schwimmt im Blut zu viel Zucker herum, während die Zellen quasi verhungern. Bevor es soweit kommt, gibt es Warnsignale: Ständiger Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsabnahme und ständige Müdigkeit. Wenn Sie dies bei Ihrem Kind feststellen, sollten Sie umgehend Ihre Kinderärztin aufsuchen.
Wie ist die Behandlung?
In der Therapie des Diabetes im Kindes- und Jugendalter hat sich viel getan. Dem Körper muss Insulin zugeführt werden und das möglichst genau angepasst an den Bedarf der Kohlehydrate-Zufuhr und den Blutzuckerspiegel. Die eigene, funktionierende Bauchspeicheldrüse reagiert unglaublich flexibel auf verschieden hohe Blutzuckerwerte mit der Insulinausschüttung. Dem Körper dies nachzumachen, ist schwierig. Aber es gibt inzwischen eine große Bandbreite von künstlichen Insulinen, von ultrakurz- bis sehr langwirksamen Insulinen, die eine sehr gute Anpassung der Therapie an den individuellen Bedarf des Patienten ermöglichen. Nicht zu vergessen die Insulinpumpen, die eine immer größere Rolle in der Behandlung des Diabetes spielen.
Es hat sich viel getan im Verständnis und in der Behandlung des Diabetes im Kindes- und Jugendalter. Der Verlauf der Erkrankung und die Entstehung der Autoantikörper, auch vor der Ausbildung des Insulinmangels, werden intensiv beforscht. Wege einer möglichen Prävention, um den Diabetes zu verhindern, werden bereits in Studien untersucht. Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.
Herzliche Grüße, Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert
Alles hustet: Was können Sie tun?
Im Augenblick wird überall gehustet. V.a. bei Kindern und Jugendlichen ist Husten eines der häufigsten Symptome, die zu einem Arztbesuch führen. Eine Studie aus England zeigt, dass Husten bei einer Atemwegsinfektion bei der Hälfte der Kinder und Jugendlichen nach 10 Tagen vorbei war und bei drei Viertel nach 16 Tagen. Erst nach 25 Tagen waren 90% der Patienten symptomfrei. Eine aktuelle Statistik zeigt auch die Dringlichkeit: Etwa 28% der Schulkinder fehlen in der Schule bis zu 20 Tage im Jahr. Und das zieht Fehltage der Eltern im Beruf nach sich. Die Leitlinien für Husten im Erwachsenenalter sind gerade aktuell überarbeitet worden. Für das Kindes- und Jugendalter fehlen jedoch ausreichend Studien, so dass für dieses Alter bisher keine Leitlinien erstellt werden konnten.
Also was hilft den Kindern und Jugendlichen?
Als geradezu regelhafte Ursache für Husten benennen die Leitlinien für Erwachsene Virusinfekte. Und das gilt genauso, wenn nicht noch mehr, für das Kindes- und Jugendalter. Empfohlen werden als primäre Therapie bei typischem Krankheitsbild und fehlenden Risikofaktoren Hustenschleimlöser. Aber welche? Pflanzliche Wirkstoffe (sogenannte Phytotherapeutika) wie etwa Efeu, Cineol und Myrthol scheinen eine bessere Wirkung zu zeigen und werden eher empfohlen als die chemischen, wie beispielsweise Ambroxol oder N-Acetylcystein.
Die Erwachsenen-Leitlinie unterscheidet nicht mehr zwischen trockenem und verschleimtem Husten. Aber gerade der trockene Reizhusten kann Kindern und Jugendlichen - und damit auch der ganzen Familie - sehr den Schlaf rauben, vor allem, da er, wie erwähnt, noch lange andauern kann. Die Ursache liegt in einer Störung der Schutzschicht in der Schleimhaut der Bronchen. Die Schleimhaut ist gereizt und reizt damit die Hustenrezeptoren, die immer sensibler werden: Es resultiert der typische, trockene Reizhusten. Hier können uns andere Studien und Anwendungsbeobachtungen aus der Kinder und Jugendmedizin weiterhelfen: Efeuextrakte scheinen die Wiederherstellung der normalen Schutzschicht der Bronchialschleimhaut zu fördern und überdies auch antivirale und antibakterielle Effekte zu haben. Auch für Cineol, einem Wirkstoff aus Eukalyptus, sind in Studien positive Wirkungen beschrieben. Eibischwurzel, Isländisch Moos und Spitzwegerich sind, unter anderen, weitere pflanzliche Stoffe, die in der Behandlung von trockenem Reizhusten Erwähnung finden. Es gibt hier noch viel zu erforschen.
Was können Sie noch tun?
Generell ist es für alle Atemwege günstig, externe Triggerfaktoren wie eine hohe Staubbelastung oder Tabakrauch zu vermeiden. Bei allen Atemwegserkrankungen ist es für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen hilfreich, für eine hohe Luftfeuchtigkeit zuhause zu sorgen. Und viel Trinken spült quasi die Schleimhäute.
Dauert der Husten länger, atmet ihr Kind erschwert oder kommt eitriger Auswurf und Fieber hinzu, sollten Sie in jedem Falle Ihre Kinderärztin aufsuchen. Gute Besserung!
Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.
Herzliche Grüße,
Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert
Grippewelle in Bayern angekommen
Auch wenn das neuartige Coronavirus in aller Munde ist, die echte Grippe (verursacht durch das Influenzavirus) macht vor allem den Kindern und Jugendlichen im Augenblick sehr zu schaffen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts ist die Zahl der akuten Atemwegserkrankungen und der Grippefälle in Süddeutschland weiter gestiegen. Der Anteil der Proben, die in der vierten Kalenderwoche auf Influenza getestet wurden, waren mit 38% positiv und damit im Vergleich zu den davorliegenden zwei Wochen (29% und 31%) weiter steigend. In der letzten Grippesaison (2018/19) schätzt das Robert-Koch-Institut den Anteil der an Grippe-Erkrankten in Deutschland auf 5-20%, das bedeutet 4-16 Millionen Menschen.
Die Symptomatik der Grippe kann sehr unterschiedlich sein: Hohes Fieber, Reizhusten, Kopf- und Gliederschmerzen sind die typischen Zeichen einer Grippe. Allerdings zeigen diese Symptome nur etwa ein Drittel der Patienten. Bei den kleineren Kindern kommt in diesem Jahr manchmal etwas Durchfall dazu. Größere Kinder und auch Erwachsene zeigen mitunter die Symptome einer „normalen“ Erkältung mit nur wenig oder gar keinem Fieber. Die Influenzaviren lassen sich durch einen Schnelltest bei Ihrer Kinderärztin nachweisen. Die Krankheitsdauer liegt meistens bei fünf bis sieben Tagen.
Typischerweise ist die Aktivität des Influenza Virus über drei bis vier Monate mit Beginn im Januar oder Februar im Winter am höchsten. Den Grund dafür vermutet man in der Tatsache, dass Grippeviren bei niedrigen Temperaturen und in trockener Luft besser überleben. Gleichzeitig sind die Schleimhäute der Menschen in der trockenen Luft anfälliger für Viren und Bakterien. Außerdem halten sich im Winter Kinder und Erwachsene in weniger gelüfteten Räumen auf und können sich so leichter gegenseitig anstecken. Denn das Virus braucht eine gewisse Anzahl empfänglicher Personen, um eine „Welle“ auszulösen.
Was können Sie prophylaktisch tun?
Günstig ist es, Abstand zu erkrankten Personen zu halten und Händeschütteln zu vermeiden. Und denken Sie daran, häufig die Hände zu waschen.
Und gehen Sie raus an die frische Luft! Viel Bewegung im Freien, eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen und ausreichend Schlaf sind, neben der Impfung, der beste Schutz gegen die Grippe und andere Infekte.
Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.
Herzliche Grüße,
Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert
Gehen – wie geht das?
„Mein Kind hat angefangen zu laufen“ wird von den Eltern strahlend berichtet. Gehen lernen ist eine der großartigsten Ereignisse im Kleinkindesalter. Wann und wie Ihr Kind Laufen lernt, ist individuell sehr unterschiedlich. Und Gehen ist ganz schön kompliziert: Wir unterscheiden eine Stand- und Schwungphase. Die Füße müssen richtig gesetzt und das Becken (und damit der ganze Körper) gehalten werden. Das Gleichgewicht ist wichtig und generell muss die gesamte Muskulatur des „Geh-apparats“ trainiert werden. Bis zum Alter von sieben Jahren „reift“ das Gehen der Kinder, danach verändert sich das Gangbild nur noch gering, am meisten noch in der Pubertät.
Vieles ist normal: Im Kleinkindesalter haben fast alle Kinder „Plattfüße“... oder zumindest sieht es durch das Fettpolster des Kleinkind-Fußes so aus. Die Fußmuskulatur muss sich noch über Jahre entwickeln und verändert das Aussehen des Fußes noch erheblich. Die Achsenstellung der Beine durchläuft ebenso in den ersten Jahren einen große Wandel: Fast alle Kinder kommen mit „O“-Beinen auf die Welt. Diese werden dann zu „X“-Beinen und ab dem Alter von fünf Jahren gerade. Häufig ist gerade zu Beginn des Laufens ein „Einwärtsgang“ zu beobachten. In den allermeisten Fällen „wächst sich dies aus“: Die Aufrichtung des Gehapparats in der Hüfte und die Rotation der Beinachse spielen hier eine Rolle. Auch die Unterschenkel- und die Fußstellung ist für das Laufen wichtig. Ihre Kinderärztin schaut sich deswegen bei den Vorsorgen weit vor Beginn des Laufens die Beine und Füße an, um Behandlungs-bedürftige Fehlstellungen zu erkennen.
Leider gibt es in jedem Alter Erkrankungen an den Beinen, die zu einer Störung des Gehens führen können. Entzündungen an den Sehnen, Gelenken und Störungen im Knochenstoffwechsel sind oft nicht leicht zu erkennen. Wenn Ihr Kind zu Hinken anfängt, über Schmerzen klagt oder oft hinfällt, sollten Sie in jedem Falle Ihre Kinderärztin aufsuchen. Glücklicherweise sind die meisten Erkrankungen gut zu behandeln. Und durch das Wachstum können die Kinder sogar auch angeborene Fehlbildungen oft so gut ausgleichen, dass später Bewegung und Sport ganz normal möglich ist.
Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.
Herzliche Grüße,
Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert
