Der Darm – das unbekannte Universum?

Der Darm mit seiner hohen Anzahl von Mikroorganismen steht derzeit im Zentrum der Aufmerksamkeit von vielen Studien. Genauer gesagt das Mikrobiom des Darms. Darunter versteht man die Gesamtheit aller mikrobiellen Gene. Intensiv wird untersucht, welchen Einfluss das Mikrobiom auf körperliche Funktionen hat und wie man dies therapeutisch nutzen kann. Die Zusammensetzung des Mikrobioms scheint nach dem ersten Lebensjahr für jeden Menschen individuell zu sein, so individuell wie der Fingerabdruck.

Inzwischen ist klar, dass Kinder, die durch einen Kaiserschnitt zur Welt kommen, eine andere Darmflora haben, als solche, die auf natürlichem Wege zur Welt kommen. Die Gabe von Antibiotika im frühen Säuglingsalter scheint ebenfalls einen nachhaltigen Einfluss auf die Zusammensetzung des Mikrobioms zu haben. Als gesichert gilt, dass gestillte Kinder einen höheren Anteil an „guten“ Darmbakterien haben, als nicht-gestillte Kinder. Auch das Zufüttern verändert die Darmflora: Studien mit Kindern aus Afrika, die eher Hirse-basierte Beikost bekommen, zeigen eine Darmflora, die die Aufnahme von Kohlenhydrate begünstigt. Bei europäischen Kindern dagegen wurden auch andere Mikroorganismen gefunden, die beispielsweise gut mit Krankheitserregern interagieren können. Es scheint sich herauszustellen, dass die Art und die Menge bestimmter Darmbakterien dafür verantwortlich ist, ob Kohlenhydrate gut oder schlecht verwertet werden.

Therapeutisch wird schon versucht, die Zusammensetzung des Mikrobioms positiv zu beeinflussen. Am bekanntesten sind Prä- und Probiotika.

Probiotika sind lebensfähige Mikroorganismen, die im Darm eine vielfältige Wirkung haben. Vereinfacht gesagt, sollen sie Krankheitserregern im Darm die Nahrung und die Anbindungsstellen wegnehmen und die Entzündungsreaktionen abmildern.   Präbiotika sind meist aus Kohlenhydraten bestehende Nahrungsbestandteile, die das Wachstum bestimmter Bakterien im Darm begünstigen und damit die Gesundheit fördern sollen. Bei bestimmten Durchfallerkrankungen sind positive Effekte mit Probiotika schon nachgewiesen worden. Auch bei Säuglingskoliken und bei einem Reizdarmsyndrom scheint ein Behandlungsversuch lohnenswert. Andere Anwendungsgebiete, wie die Prävention von Allergien und Übergewicht sind Gegenstand intensiver Forschung. Es bleibt spannend.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

 

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Die Zecken sind los!

Kaum ist es Frühling, sind die Zecken wieder unterwegs. Von März bis Oktober ist Zeckensaison. Sie lauern in hohen Gräsern und Büschen darauf, von Kindern abgestreift zu werden. Und sie halten lange durch: Bis zu zwei Jahren können Zecken ohne Blutnahrung auskommen. Zecken können zwei verschiedene Krankheitserreger übertragen: Borrelien und FSME-Viren. FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis: Das ist eine Entzündung der Gehirn- und Gehirnhäute. In Süddeutschland beträgt die Durchseuchung der Zecken mit Borrelien etwa 20%, mit FSME-Viren bis zu 5%. Im Jahr 2015 wurden in Deutschland 220 FSME-Fälle gemeldet, davon 50% mit Befall des Gehirns oder Gehirnhäute. Das Robert-Koch-Institut erstellt regelmäßig eine Karte für FSME-Risikogebiete. Bayern ist hier leider „gut“ vertreten. Auf der Karte vom Mai 2016 ist auch der Landkreis Dachau neu als Risikogebiet hinzu gekommen.

Bei einem Zeckenstich gelangen Borrelien erst frühestens 10 Stunden in den Menschen, das FSME-Virus dagegen sofort. Daher lohnt es sich, nach jedem Spaziergang im Grünen, sich selbst und die Kinder gut auf Zecken zu untersuchen. Besonders beliebt bei Zecken sind die Kniekehlen, der Bereich zwischen den Beinen, die Achseln und der Nacken.

Haben Sie ein Zecke gefunden, sollten Sie mit einer Pinzette möglichst nahe am Kopf - das heißt ganz dicht über der Haut - die Zecke packen und vorsichtig ziehen, bis sie loslässt. Vermeiden sollten Sie die Zecke zu quetschen (zum Beispiel beim Versuch, die Zecke mit den Fingern zu entfernen). Sonst besteht die Gefahr, dass die Zecke ihren Darminhalt mit allen Krankheitserregern in die Wunde erbricht.

Gegen Borrelien gibt es (noch) keine Impfung. Die wichtigste Maßnahme ist hier, die Haut um den Zeckenstich für drei Wochen gut zu beobachten. Für eine Borrelieninfektion spricht die sogenannte „Wanderröte“. Es zeigt sich eine Rötung, die sich weiter ausbreitet und zentral abblasst, also eher zum Kreis wird. Sehen Sie eine solche Wanderröte, dann sollten Sie umgehend Ihre Kinderärztin aufsuchen. Eine Therapie ist notwendig, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.

Bei der FSME zeigen etwa 30% der Infizierten Symptome: Nach einer zuerst Grippe-ähnlichen Erkrankung mit Unwohlsein und Fieber kann es etwas später zu einer Entzündung des Gehirns- und der Gehirnhäute kommen. Hier steht zur Prophylaxe ein Impfstoff zur Verfügung.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr.med. Anette Meidert

Mittelohrentzündungen bei Kindern

Eine akute Mittelohrentzündung ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern. Bis zum 3. Lebensjahr haben 80% aller Kinder einmal eine solche Erkrankung durchgemacht.

Was ist das überhaupt? Das Mittelohr sitzt quasi hinter dem Trommelfell (von außen gesehen). Es ist mit dem Nasen-Rachenraum über die sogenannte Eustachische Röhre oder Tube verbunden. Die Tube kennen wir vom Druckausgleich beim Bergwandern, Fliegen oder Tauchen. Durch Betätigung der Schlundmuskulatur beim Schlucken oder beim Blasen in die zugehaltene Nase (Valsalva-Manöver) öffnen wir die Tube und schaffen so Druckausgleich zwischen Rachen und Mittelohr. Leider ist dies bei Säuglingen und Kleinkindern nicht so einfach: Die Eustachische Röhre ist noch sehr weich und die zuständige Muskulatur noch nicht sehr effektiv. Kommt nun ein Schnupfen dazu, kann es leicht zu einer Blockierung der Tube durch Schleim oder einem Anschwellen der Schleimhaut kommen. Schon entsteht Druck im Mittelohr, das nicht mehr belüftet wird. Keime, die sich in der so entstandenen feuchten Kammer des Mittelohr wohlfühlen, können eine Entzündungsreaktion hervorrufen und schon ist die Mittelohrenzündung da. Und das tut weh.

Sie können in den meisten Fällen von außen nicht viel sehen: Vielleicht greift sich Ihr Kind ans Ohr, weint viel und lässt sich nicht mehr hinlegen. Größere Kinder können natürlich den Schmerz schon lokalisieren. Ihre Kinderärztin wird dann die Trommelfelle untersuchen und im akuten Fall eine Rötung sehen. Manchmal platzt ein Trommelfellauch durch den hohen Druck. In diesem Falle hören die Schmerzen schlagartig auf und dem Kind geht es besser. Sie können es zuhause eigentlich nur daran merken, dass sich Sekret auf dem Kopfkissen findet.

Früher hat man die Mittelohrentzündung in der Regel mit einem Antibiotikum behandelt. Jetzt zeigen neuere Daten, dass häufig ein abwartendes Verhalten für zwei bis drei Tage möglich ist. In dieser Zeit sollte Ihr Kind auf alle Fälle ausreichend Schmerzmittel erhalten. Ibuprofen ist hier das erste Mittel der Wahl. Bei der notwendigen Kontrolluntersuchung wird Ihre Kinderärztin dann das weitere Vorgehen mit Ihnen besprechen. Ist schnell eine Besserung der Symptome erfolgt, kann häufig auf ein Antibiotika verzichtet werden.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

 

Zecken und Borrelien

Endlich kann man hinaus in den Garten und in den Wald. Und hier gibt es Zecken! Laut einer Untersuchung wurden 73% der Kinder, die einen Waldkindergarten besuchten, mindestens einmal im Jahr von einer Zecke gestochen. Ist das gefährlich? In Europa beträgt die Durchseuchung der Zecke mit Borrelien  13%, die mit FSME nur 0,1-5%. Das Risiko, nach einem Zeckenstich wirklich an einer Borreliose zu erkranken, wird mit etwa 0,3-1,4% angegeben.

Kinder zwischen 5 und 14 Jahren erkranken am häufigsten. Das Übertragungsrisiko steigt mit der Zeit der Anheftung der Zecke am Menschen. Die Zecke muss schon mehrere Stunden am Menschen Blut saugen, bevor Borrelien übertragen werden können.

Was ist eigentlich Borreliose? Eine Borreliose ist eine entzündliche Erkrankung, die sich je nach Stadium an verschiedenen Organen zeigen kann.

Ein Frühstadium ist eine Hauterscheinung, das sogenannte Erythema migrans. Es kann sich nach 3-30 Tagen an der Haut zeigen. Im typischen Fall ist es ein ringförmiger leicht rötlicher  Ausschlag, der zentral blass ist. Selten kann er auch flächig sei. Charakteristischer Weise nimmt der Ring an Größe zu. Darüberhinaus gibt es weitere Manifestationen der fortschreitenden Borreliose wie eine Gehirnhautentzündung, die sich manchmal „nur“ als Halbseitenlähmung im Gesicht zeigen kann, oder Gelenkentzündungen.

Behandelt wird die Borreliose Stadien abhängig mit einem Antibiotikum. Und in der Entwicklung ist ein Impfstoff, der in den laufenden Studien eine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit zeigt.

In jedem Falle macht es Sinn, nach jedem Waldsparziergang die Haut abzusuchen und Zecken sofort zu entfernen. Hat die Zecke gestochen, ist es wichtig, die Haut gut zu beobachten und, falls Sie Veränderungen sehen, sofort Ihre Kinderärztin aufzusuchen. Sie berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Mama, ich kann nicht auf Toilette gehen...

In den ersten Lebensjahren wird die Stuhlentleerung sehr aufmerksam von den Eltern beobachtet. Schnell geben Unregelmäßigkeiten Anlass zur Sorge. Häufig geht es um fehlenden Stuhlgang. Wie genau eine Verstopfung definiert ist, ist abhängig vom Lebensalter: Bei gesunden Kleinkindern bedeutet dies etwa, zwei oder weniger Stuhlentleerungen in der Woche. Tatsächlich kann eine Verstopfung ganz unterschiedliche Symptome hervorrufen: Die Kinder verlieren ihren Appetit, sind vielleicht weinerlich und haben möglicherweise Bauchschmerzen. Häufig (in bis zu 90% der Fälle) kommt es paradoxerweise auch zu Kotschmieren und Durchfall. Der Grund hierfür sind die verhärteten Stuhlmassen im Enddarm. Der Körper schafft es nicht, den „Stuhlpfropfen“ hinauszubefördern. Er versucht es jedoch mit allem Mitteln und behilft sich dann mit flüssigem Stuhl, der um den „Pfropfen“ vorbei hinausfließen kann. Wenn die Verstopfung zu einem chronischen Problem wird, kann dadurch sogar die Gewichtszunahme der Kinder beeinträchtigt sein.

Verstopfung kann in seltenen Fällen, v.a. wenn sie früh nach der Geburt beginnt, eine organische Ursache haben: Allen voran die Kuhmilchallergie. Viel häufiger sind jedoch sogenannte funktionelle Verstopfungen, die beispielsweise nach einer schmerzhaften, unangenehmen Erfahrung am Anus oder einfach nach einer akuten Verstopfung bei einer fieberhaften Erkrankung auftreten. Auch willkürliches Stuhlzurückhalten, etwa in der Phase des Toilettentrainings, kann möglicherweise zu einer Verstopfung führen.

Wichtig ist, dass eine akute Verstopfung richtig und schnell behandelt wird, so dass sie erst gar nicht chronisch wird. Bei einer chronischen Verstopfung sollte eine Basisdiagnostik durchgeführt werden, so dass dann eine adäquate Therapie begonnen werden kann.

Fragen Sie ihre Kinderärztin, die berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert