Zahnverletzungen im Kindesalter

Kleinkinder fallen viel hin. Laufen will gelernt sein und manchmal ist die Tischkante im Weg. Gesicht und Mund sind dabei besonders gefährdet. Insgesamt erleiden etwa ein Drittel aller Vorschulkinder eine Verletzung, bei denen die Milchzähne betroffen sind. Später sind es noch ungefähr ein Viertel aller Schulkinder und Erwachsenen, denen eine Verletzung der bleibenden Zähne zustößt. Am häufigsten sind die oberen, seltener die unteren Schneidezähne betroffen, noch seltener die Eck-und Backenzähne.

Gerade Verletzungen von Milchzähnen werden oft übersehen oder nicht so ernst genommen. Durch die große Elastizität der Knochen überwiegen Verletzungen am Zahnhalteapparat. Oft ist die Lippe, die Zunge oder das Zahnfleisch mit betroffen und das kann ziemlich bluten. Zunächst ist es wichtig, Begleitverletzungen auszuschließen. Ist das Kind so heftig auf den Kopf gefallen, dass vielleicht eine Gehirnerschütterung vorliegt? Muss ein Röntgenbild angefertigt werden, um Knochenverletzungen auszuschließen? Die Überprüfung des Tetanusschutzes darf ebenfalls nicht fehlen.

Dann ist zu klären: Fehlen Zähne oder Teile von Zähnen? Wackeln Zähne, die vorher noch fest waren? Stehen Zähne schief oder sind gebrochen?

Und was tun, wenn ein Zahn herausgeschlagen wurde? Am besten ist die sofortige Aufbewahrung in einer sogenannten „Zahnrettungsbox“. Teile von Zähnen oder komplette Zähne können hier fachgerecht für 24 Stunden gelagert werden. Wenn nicht vorhanden, kann kalte H-Milch für wenige Stunden dem Zahn helfen. In jedem Falle feucht halten! Und dann ab zum Zahnarzt. Bei den permanenten Zähnen wird möglichst schonend versucht werden, je nach Verletzung, die Zähne wieder an die richtige Stelle zu setzen und zu schienen. Und je früher, desto besser: Der Zahnarzt sollte noch am gleichen Tag aufgesucht werden. Je später der verletzte Zahn versorgt wird, desto schlechter sind die Chancen, ihn zu erhalten.  

Bei Milchzähnen wird ein möglichst unkompliziertes Vorgehen bevorzugt. Eine adäquate Schmerztherapie und der Schutz der nachfolgenden Zähne stehen im Vordergrund. Gesunde Zähne sind wichtig!

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Diabetes im Kindesalter

Die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter. Die für dieses Alter typische Form des Typ 1 Diabetes kommt weltweit vor, jedoch mit großen geographischen Unterschieden. Am häufigsten findet sich die Erkrankung in Sardinien und Finnland, am wenigstens in Venezuela und Teilen Chinas. In Deutschland erkrankten im Jahr 2011 etwa 18 Kinder pro 100000 Einwohner. Zahlen aus Europa bis 2012 zeigen eine Zunahme des Diabetes gerade bei jungen Kindern um etwa 4% im Jahr. Die Ursachen dafür sind unbekannt.

Unser Körper braucht in allen Zellen Zucker, um zu funktionieren. Für die Aufnahme des Zuckers in die Zelle ist das Insulin zuständig. Wenn nicht genug Insulin da ist, dann steigt die Zuckerkonzentration im Blut und das kann zu schwerwiegenden Problemen führen. Der Mangel an Insulin wird beim Typ 1 Diabetes meist durch Autoimmunprozesse verursacht, die in der Bauchspeicheldrüse diejenigen Zellen zerstören, die das Insulin produzieren. Insulin muss dann von außen zugeführt werden, in Form von Spritzen oder einer Pumpe.

Patienten, die einen Diabetes entwickeln, haben in der Regel unheimlich Durst und müssen sehr oft auf die Toilette laufen. Sie sind sehr müde und verlieren an Gewicht. Bei manchen Kindern kann es beim ersten Auftreten des Diabetes zu einem schweren Krankheitsbild mit Bauchschmerzen, Erbrechen, sehr großer Müdigkeit bis hin zum Koma kommen. Diese Kinder müssen sofort im Krankenhaus behandelt werden. In der Regel wird generell beim ersten Auftreten des Diabetes der Blutzuckerspiegel zunächst im Krankenhaus eingestellt. Mehrfach am Tag muss der Blutzucker gemessen und Insulin verabreicht werden. In Schulungen lernen die Patienten und Familien das Zusammenspiel des Blutzuckers mit dem Insulin und welchen Einfluss Essen, Sport und andere Faktoren auf den Blutzuckerspiegel haben.

Die Diagnose Diabetes ist für die Familien oft zunächst ein großer Schock und bedeutet eine Umstellung im täglichen Leben. Natürlich muss auf vieles geachtet werden. Aber wenn alles gut eingeübt ist, sind die Patienten in der Lage, ein ganz normales Leben mit allen Aktivitäten zu führen. Und auch der Kuchen am Kindergeburtstag kann gegessen werden.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Sonnenschutzmittel mit Umweltproblemen...

Der wunderbare Sommer ist vorbei. Der Alltag hat uns wieder und die Sonnenschutzmittel verschwinden im Schrank bis zum nächsten Urlaub. Sonnenschutz ist wichtig. Umso beunruhigender sind Nachrichten, die von Rückständen von Sonnenschutzmittel in den Meeren, Korallenriffen, Fischen und auch im Menschen berichten.

In den Cremes für die Haut erfolgt Sonnenschutz durch den Einsatz von Mineralien wie etwa Zink- oder Titanoxid, oft in Form von Nanopartikeln, oder mithilfe von chemischen Substanzen. Oft wird auch eine Kombination davon eingesetzt, um einen vollständigen Schutz gegen die UV-A und UV-B-Strahlung zu gewährleisten. Wie viel von den Sonnenschutzmitteln wirklich in die Seen, Flüsse und Meere gelangt, ist nicht bekannt. Es wird aber davon ausgegangen, dass beispielsweise etwa 14.000 Tonnen allein in die Korallenriffe gelangen. Am besten untersucht ist von den chemischen Substanzen der UV-Filter Oxybenzon. Er kann eine Korallenbleiche bewirken und das Erbgut der Korallen schädigen. Auch junge Fisch- und Seeigellarven sind davon belastet und zeigen eine gestörte Entwicklung. In den Korallenriffen vor Hawaii, Palau, Japan und im Golf von Mexiko wurden bedenklich hohe Mengen davon in den Riffen gefunden. Es betrifft aber auch das Mittelmeer. Und der UV-Filter kommt nicht nur in Sonnenschutzmitteln vor, sondern auch in vielen anderen Kosmetika. Neuere Untersuchungen aus Puerto Rico und Dänemark fanden die Chemikalie bei 97% der untersuchten Personen ab 6 Jahren im Urin und in der Muttermilch. Das ist umso kritischer, da Oxybenzon zu den Kontaktallergenen gehört und zu der Gruppe hormonaktiver  Chemikalien. Das heißt, unser Körper kann allergisch reagieren und der Hormonhaushalt kann gestört werden.

Was können wir tun?

Verwenden Sie für sich und Ihre Kinder möglichst Kleidung als UV-Schutz, um die notwendige Menge Sonnenschutzmittel zu reduzieren.

Verwenden Sie vor allem mineralhaltige Sonnenschutzmittel mit beispielsweise Zinkoxid und Titanoxid.

Verwenden Sie keine Sonnenschutzmittel, in denen Inhaltsstoffe wie Oxybenzon (BP3) und andere aktive Chemikalien verwendet werden.

Tragen Sie Sonnenschutz immer 20 Minuten bevor Sie und Ihre Kinder ins Wasser gehen auf. So wird die Creme von der Haut aufgenommen, wirkt dort besser und wird nicht so leicht ins Wasser abgespült.

Hawaii hat aktuell eine Gesetzesvorlage verabschiedet, die Sonnenschutzmittel mit korallenriffschädlichen Chemikalien ab 2021 verbietet. Das ist ein Anfang.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

 

Trinken nicht vergessen

Der Sommer ist vorbei, die kühleren Temperaturen bringen uns nicht mehr zum Schwitzen. Da müssen wir bei den Kindern und uns nicht mehr so sehr auf die Trinkmenge achten, oder? Aber gerade jetzt ist einer meiner häufigsten Sätze in der Sprechstunde: Mehr trinken!

Warum ist das so?

Eben durch die kühleren Temperaturen ist das Trinkbedürfnis nicht mehr so hoch. Wir halten uns mehr drinnen auf und hier wird die Luft trockener, denn die Heizungsperiode hat begonnen. Das heißt, wir verlieren über die Haut und Atemwege viel Flüssigkeit und der Körper braucht mehr zum Ausgleich.

Wasser ist sehr wichtig für den Körper: Neugeborene bestehen zu etwa 80% aus Wasser, Erwachsene zu 50-60%. Wir brauchen Flüssigkeit für viele verschiedene Körperfunktionen: Wasser ist am Transport und an der Ausscheidung von fast allen Stoffen beteiligt und fungiert als Kühlmittel des Körpers. Ohne Wasser kann die Niere keinen Urin produzieren und auch der Stuhlgang funktioniert nicht richtig. Wenn Wasser fehlt, schrumpfen die Zellen und wir trocken aus. Der Blutdruck sinkt und das Bewusstsein wird gestört. Das ist vor allem wichtig bei Infektionserkrankungen und Fieber. Denn hier steigt der Wasserbedarf noch zusätzlich. Austrocknen kommt bei Kindern fast immer durch erhöhten Flüssigkeitsverlust zustande: Allem voran durch Erbrechen und Durchfall.

Aber wie viel Wasser brauchen wir denn?

Gesunde Säuglinge brauchen in der Regel keine zusätzliche Flüssigkeit bis zur dritten Beikostmahlzeit. Dann sind etwa 200ml Wasser zusätzlich empfohlen. Die benötigte Trinkmenge steigt dann mit dem Alter an: 4-6 Jährige sollen etwa 800ml trinken, 15-18 Jährige etwa 1,5l. Der übrige Wasserbedarf wird über die Nahrung gedeckt, denn auch hier wird neben Nährstoffen Wasser aufgenommen. Das ist der Grundbedarf. Denken Sie daran: Beispielsweise bei Sport, Infektionserkrankungen und Fieber brauchen wir noch mehr. Denn die Wasserbilanz muss stimmen.

Übrigens enthalten Fruchtsäfte wie auch Limonaden zu viel Energie und sollten nicht zum Durstlöschen getrunken werden. Wasser und ungesüßter (Kräuter- oder Früchte-)Tee sind zum Trinken am besten geeignet.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

 

Allergien und Asthma im Kindesalter

Neurodermitis (oder atopische Dermatitis), Allergien und Asthma sind Angst besetze Themen bei Eltern. Tatsächlich ist Asthma in westlichen Industrienationen die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. Allergien haben seit den 1970-Jahren rasant zugenommen, mittlerweile leidet etwa jedes 5. Kind darunter.

Wie entsteht eigentlich Allergie?

Ursächlich ist ein überreagierendes Immunsystem. Eigentlich harmlose Stoffe wie Pollen und Lebensmittel werden irrtümlicherweise vom Immunsystem als gefährlich eingestuft. Und sofort wird eine Entzündungsreaktion in Gang gesetzt und Antikörper gebildet. Heuschnupfen, Asthma und Hautreaktionen sind die Folge. Oft ist der Körper dann übereifrig und bekämpft ähnlich strukturierte Stoffe durch sogenannte Kreuzreaktionen gleich mit. So zeigen Menschen mit Birkenpollenallergien auch häufig Reaktionen gegen Äpfel, Kiwi und Haselnüssen.

Wie können Sie vorbeugen?

Rauchen und hohe Luftverschmutzung sind eindeutige Risikofaktoren für die Ausbildung von Allergien. Anderseits scheint die Zunahme von Allergien auch im Zusammenhang damit zu stehen, dass Kinder in zu sauberer Umgebung aufwachsen. Kinder von Bauernhöfen haben signifikant weniger Allergien.

 Was können Sie tun?

Patienten mit bestimmten Allergien sollten die auslösenden Stoffe meiden. Dies ist mit Lebensmitteln meistens, aber etwa bei Pollenallergien nur bedingt möglich. Medikamente zur kurzfristigen Behandlung von Symptomen sollten ausreichend verabreicht werden. Dauerhaft lassen sich Patienten mit Allergien durch eine sogenannte Hyposensibilisierung behandeln. Hier lernt das Immunsystem die krank machenden Stoffe zu tolerieren. Bisher wurde die Therapie vor allem durch Spritzen verabreicht, aber neue Entwicklungen dieser Methode machen die Behandlung einiger Allergiestoffe jetzt in Tabletten- oder Tropfenform möglich. Die Wirkung scheint ebenso gut zu sein und die Therapie für Kinder oft besser tolerabel und einfacher.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert