Warum werden Neugeborene gelb?

Die Hälfte aller Neugeborenen und 80% aller Frühgeborenen entwickeln einige Tage nach Geburt eine Gelbsucht, auch genannt Ikterus oder Hyperbilirubinämie. Grund für die Gelbsucht bei Neugeborenen ist ein Überschuss an Bilirubin. Das ist ein gelber Farbstoff, der beim Abbau der roten Blutkörperchen entsteht. Kurz nach der Geburt hat das Neugeborene eine Überzahl an roten Blutkörperchen, die abgebaut werden müssen. Jedoch ist die Leber des Neugeborenen noch nicht in der Lage, eine große Menge an Bilirubin sofort zu verarbeiten. Daher lagert sich der Farbstoff vorübergehend in der Haut und in den Augen ab.

Bis zur Geburt übernimmt die Mutter den Abbau des anfallenden Bilirubins. Nach der Geburt ist das neugeborene Kind für den Abbau des Bilirubins selbst verantwortlich. 

Während der Schwangerschaft werden die Säuglinge von der Mutter mit sauerstoffärmerem Mischblut versorgt. Mit der Geburt und dem Beginn der Atmung wird der Lungenkreislauf aktiviert und es fließt sauerstoffreiches Blut durch den großen Kreislauf. Nun werden nicht mehr so viele Sauerstoffträger gebraucht, so dass die überschüssigen roten Blutkörperchen, Erythrozyten genannt, abgebaut werden müssen. Dadurch entsteht vermehrt Bilirubin. Fällt sehr viel Bilirubin an oder kann es vom Neugeborenen aus anderen Gründen nur schlecht abgebaut werden, kann das Bilirubin auch ins Gehirngewebe gelangen und dort zu Komplikationen führen.

Die Diagnose der Gelbsucht wird oft im Rahmen der U2-Untersuchung gestellt, die 3 bis 10 Tage nach der Geburt im Krankenhaus oder beim Kinderarzt /der Kinderärztin erfolgt. In den meisten Fällen ist Gelbsucht bei Babys kein Grund zur Sorge. Das Baby ist nicht krank oder ansteckend. In der Regel verschwindet die gelbe Farbe innerhalb ein bis zwei Wochen wieder. Ist dies nicht der Fall oder ist die Gelbfärbung sehr intensiv (das heißt, die Bilirubin-Werte sind zu hoch) kommt eine Lichttherapie, auch als Phototherapie bekannt, zum Einsatz. Durch die Bestrahlung mit speziellem UV-Licht meist über einen Zeitraum von 24 Stunden wird der Bilirubin-Wert allmählich gesenkt. Während der Therapie liegt das Baby nur mit Windel bekleidet unter einer speziellen Lampe oder auf einer Leuchtmatte. Eine Schutzbrille für die Augen verhindert dabei Schäden an der Netzhaut.

 Was können Sie tun?

Häufiges Stillen regt die Darmtätigkeit an, erhöht die Stuhlmenge und sorgt so für ein vermehrtes Ausscheiden von Bilirubin. Überhaupt ist es wichtig, auf eine gute Flüssigkeitszufuhr zu achten.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Eine Haut wie ein Babypopo!

Die Haut ist ein Wunder. Sie setzt sich aus vielen verschiedenen Zellarten zusammen und hat vielfältige Aufgaben. Die Steuerung für die Entwicklung und das Wachstum dieser verschiedenen Hautzellen ist kompliziert und es ist erstaunlich, dass dabei nicht mehr schief geht.

Die Haut ist die Barriere zwischen unserem Organismus und der Umwelt. Sie schützt uns vor mechanischen und chemischen Verletzungen, Hitze und Kälte und vor der ultravioletten Strahlung der Sonne. Sie wehrt Bakterien und Viren ab. Sie hilft dem Organismus die Körpertemperatur zur erhalten und ist durch die Vitamin-D-Herstellung wichtig für den Calcium-Stoffwechsel.

Die Haut eines reifen, gesunden Neugeboren ist vollständig entwickelt: Alle notwendigen Zellen sind vorhanden. Jedoch muss sich die Haut, vor allem in den ersten drei bis sechs Lebensmonaten, noch den Bedingungen außerhalb des Mutterleibes anpassen. Das heißt funktionell muss die Haut nachreifen und dicker werden: Die Haut des Neugeborenen und jungen Säugling ist durchlässiger für Wasser. Wasser wird besser aufgenommen, aber auch viel schneller verloren. Genauso können Mikroorganismen leichter in die Haut eindringen. Das gilt natürlich auch für Wirkstoffe von Cremes und Badezusätze.

Die Fähigkeit, Wärmeverlust vorzubeugen, ist beim Neugeborenen noch nicht ganz ausgereift. Das ist sehr wichtig, denn die Haut des Neugeborenen und jungen Säuglings ist -bezogen auf das Körpergewicht- 2,5-3x größer als die des Erwachsenen. Auch das Gegenteil, die Abgabe von Wärme, funktioniert beim Neugeborenen noch nicht ganz: Schwitzen ist eine komplizierte Angelegenheit. Erst im Alter von sechs bis acht Lebensmonaten können Säuglinge normal schwitzen.

Die Pflege der Haut ist bereits sehr früh wichtig. Und das besonders, wenn die Kinder eher zu trockener Haut neigen (Untersuchungen gehen von 10-20% aller Kinder aus). Eine trockene Haut ist anfälliger für Schädigungen.

Wie soll die Pflege aussehen?

Nach Abfall des Nabels können Säuglinge gebadet werden. Zwei bis dreimal pro Woche ist ausreichend. Das Wasser soll eine Temperatur zwischen 37°-38°C haben und auch der Raum sollte auf mindestens 22°C gewärmt werden. Ein milder, für das Alter geeigneter Badezusatz ist für die Hautpflege günstiger, als nur klares Wasser zu verwenden. Die Badedauer sollte 10 Minuten nicht überschreiten. Nach dem Baden sollten die Säuglinge zügig abgetrocknet werden, damit sie nicht auskühlen: Nicht Reiben, sondern vorsichtig durch Tupfen das Wasser entfernen.

Nach dem Baden sollte Ihr Säugling mit einer Babylotio eingecremt werden.

Je trockener die Haut des Kindes ist, umso wichtiger ist die Pflege. Die häufigste Hauterkrankung im frühen Kindesalter ist die atopische Dermatitis, früher Neurodermitis genannt. Regelmäßiges Eincremen mit geeigneten Babyprodukten ist hier der zentrale Baustein in der Vorsorge und Behandlung.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Ein Kind kommt auf die Welt - was geschieht eigentlich bei der Geburt?

Ein Kind wird geboren: Eines der schönsten Ereignisse im Familienleben. Aber wie geht das eigentlich?

Es ist anstrengend: Die Mutter schwitzt sichtbar in den Wehen, aber auch für das Kind ist es mühsam. Und es muß sich schnell an die Lebensbedingungen „draußen“ gewöhnen.

Eben noch hat die Mutter alle Nährstoffe und auch den Sauerstoff mit der Plazenta und der Nabelschnur herangeschafft, jetzt muss das Neugeborene alles selbst tun. Der erste Schrei und Atemzug nach Geburt entfaltet die Lunge, so dass sie für ihre lebenslange Aufgabe bereit ist, Sauerstoff aus der Luft aufzunehmen und an das Blut weiterzugeben. Die Lungengefäßen müssen sich umstellen, so dass der Sauerstofftransport zu den Organen möglich ist.

Die größten Veränderungen geschehen sofort nach Geburt. Aber damit ist erst ein Anfang gemacht. In den Lungengefäßen, beispielsweise, werden die endgültigen Druckverhältnissen erst mit 6 Monaten erreicht. Die Lunge selbst - mit dem sogenannten Bronchialbaum -ist erst mit acht Jahren ganz ausgereift.

Schwierig ist es für Neugeborene auch, ihre Körpertemperatur zu halten. Der kleine Körper hat im Vergleich zum Erwachsenen eine relativ viel größere Oberfläche und weniger subkutanes Fettgewebe. Daher kühlen Neugeborene schnell aus. Aber auch andere Körperfunktionen, wie Verarbeitung von Nahrungsmitteln und Ausscheidung von Stuhl und Urin kommen erst nach und nach in Gang. Die Nieren sind beispielsweise erst nach einigen Tagen in ihrem vollen Umfang funktionsfähig. Glücklicherweise weiß das Neugeborene instinktiv wie es an Nahrung kommt. Der Such- und Saugreflex ist den Kindern angeboren. Aber dann geht die Arbeit erst richtig los. Der Säugling soll den Kopf heben, die Eltern erkennen, lachen, dann später sitzen, reden und laufen. Jedes Kind ist ein Individuum und entwickelt sich mit seiner eigenen Geschwindigkeit. Die wichtigste Aufgabe Ihrer Kinderärztin ist es, zu erkennen, ob sich alles im normalen Rahmen bewegt. Die Variationsbreite ist groß – gerade im ersten Lebensjahr. Es ist die Zeit im Leben, in der das Kind am schnellsten wächst und sich entwickelt. Die Neugier der Kinder ist riesig und jeden Tag entdecken sie etwas Neues. Ihre größte Aufgabe ist zu lernen, lernen, lernen.

Das, allerdings, hört aber bekanntlich nie auf....

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert 

Fieberkrämpfe im Kindesalter

Fieberkrämpfe sind schon sehr lange bekannt. Bereits Hippokrates (460-370 v.Chr.) beschrieb diese „Anfälle“ bei fiebernden Kindern. Und sie sind häufig: 2-5% aller Kinder im Alter unter 5 Jahren erleiden einen Fieberkrampf, Jungs etwas häufiger als Mädchen.

Ursache ist die relative Unreife des Gehirns in diesem Alter. Ein rascher Fieberanstieg kann hier einen Epilepsie-ähnlichen „Anfall“ auslösen. Die Körpertemperatur beträgt bei drei Viertel der Kinder über 39°C, wobei die absolute Höhe weniger eine Rolle spielt als der rasche Temperaturanstieg.

Ein Fieberkrampf sieht sehr bedrohlich aus. Verständlicherweise erschrecken die Eltern sehr: Die Kinder verlieren das Bewusstsein. Sie können Muskelzuckungen am ganzen Körper oder Muskelverspannungen zeigen, aber auch ganz erschlaffen. Oft werden sie etwas blau im Gesicht. Ein unkomplizierter Fieberkrampf ist nach 3-5 min beendet, die Kinder sind nach etwas Schläfrigkeit schnell wieder wach und neurologisch unauffällig. Ein komplizierter Fieberkrampf dauert länger als 10-15 Minuten an und/oder tritt erneut innerhalb von 24 Stunden auf.

Was sollen Sie tun?

Wenn Ihr Kind zum ersten Mal einen Fieberkrampf erleidet, verständigen Sie den Notarzt. Bleiben Sie bei Ihrem Kind, sorgen Sie dafür, dass sich Ihr Kind nicht verletzen und gut durchatmen kann. Schauen Sie auf die Uhr. In der Regel ist der Krampfanfall vorbei, bis der Notarzt eintrifft. Geben Sie niemals etwas zu essen oder zu trinken. Die Kinder könnten sich im Krampfanfall verschlucken. Auch kaltes Wasser oder ähnliches ist nicht hilfreich. Falls Ihr Kind unter wiederholten Fieberkrämpfen leidet, geben Sie das Notfallmedikament, welches Ihre Kinderärztin mit Ihnen besprochen hat.

In jedem Fall sollte ihr Kind untersucht werden, ob die Ursache des Fieberkrampfes einer besonderen Behandlung bedarf (z.B. Harnwegsinfektionen). Virusinfekte sind die häufigste Ursache für Fieberkrämpfe, ein Eisenmangel kann begünstigend wirken. Bei etwa einem Drittel der Kinder kann es zu einem erneuten Fieberkrampf kommen, oft im Rahmen desselben Infektes.

Medizinisch gesehen ist glücklicherweise ein unkomplizierter Fieberkrampf harmlos.

Neuere Studien von gesunden Kindern belegen, dass Fieberkrämpfe keine Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben, und zwar unabhängig von Dauer, Zeitpunkt und Wiederholungsfrequenz des Fieberkrampfes. Das Risiko, eine Epilepsie zu entwickeln, ist gering. In einer Studie wurde sogar explizit darauf hingewiesen, dass Kinder, die einen Fieberkrampf erlitten hatten, relativ häufiger das Gymnasium besuchten, als Kinder ohne Fieberkrampf in der Krankheitsgeschichte.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert in Starnberg

Angeborene Herzfehler - Was ist das eigentlich?

Herzprobleme im Kindesalter sind – im Gegensatz zum Erwachsenenalter - in der Regel angeboren. Die Häufigkeit liegt in Deutschland etwas über 1%. Das heißt, etwa 8400 Kindern kommen im Jahr mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt, 12% dieser Herzfehler (also ca. 1000) sind lebensbedrohlich.

Das Herz ist ein kompliziertes Organ. Bei der Anlage und in der Entwicklung in der Schwangerschaft kann einiges schiefgehen. Die Trennwände zwischen den Herzkammern können sich nicht ganz schließen, so dass kleine oder große Löcher bleiben. Oder eine Herzkammer und ein Gefäß wachsen nicht richtig mit, fehlen vielleicht ganz oder sind „falsch verbunden“. Leider sind sogar diese schweren Herzfehler bei Neugeborenen und jungen Säuglingen nicht immer sofort erkennbar. Eine Erklärung dafür sind die Kreislaufverhältnisse vor der Geburt. Die Mutter versorgt während der Schwangerschaft das Kind mit allem Notwendigen, also auch mit Sauerstoff. Die Lunge des ungeborenen Kindes ist noch nicht belüftet und wird vom Blutkreislauf überwiegend umgangen. Mit dem ersten Atemzug des Kindes bei der Geburt entfaltet sich die Lunge und die Umgehungswege werden nicht mehr gebraucht. Sie verschließen sich normalerweise in den ersten Tagen nach der Geburt. Bei „schweren“ Herzfehlern können die Umgehungswege jedoch weiter fortbestehen und so, zumindest für einige Zeit, ein normales Herzkreislaufsystem vortäuschen. Schließen sich dann diese Umgehungswege doch, kann es zu einer akuten Notfallsituation kommen.

Glücklicherweise geschieht dies nur noch selten. Ein großer Teil der angeborenen Herzfehler wird in den vorgeburtlichen Ultraschalluntersuchungen bereits gesehen.

Zudem wurde, um Kinder mit unerkannten schweren Herzfehlern schneller zu identifizieren, vor einigen Jahren die Messung der Sauerstoffsättigung bei den ersten Vorsorge-Untersuchungen eingeführt. Die Sauerstoffsättigung zeigt die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff an und stellt damit eine zusätzliche Information für die Kreislaufsituation Ihres Kindes dar.

„Leichte“ Herzfehler machen in der Regel wenig Probleme. Oft fallen sie erst bei den späteren kinderärztlichen Untersuchungen lediglich durch Nebengeräusche am Herzen auf. Die Kinder zeigen hier nur selten Symptome. Durch einen Besuch bei einer Kinderkardiologin kann durch eine Ultraschalluntersuchung des Herzens einfach und schnell festgestellt werden, ob eine Behandlung erforderlich ist.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert