Schau genau - Sehstörungen im Kindesalter

Die Häufigkeit von Sehfehlern wird in einer aktuellen Studie mit bis zu 5,6% in Deutschland angegeben. Zunächst ist ein etwas schlechteres Sehen auf einem Auge nicht so schlimm, oder? Ich merke noch nichts im Alltag und Pilot wollte ich eh nicht werden. Leider stimmt dies nicht ganz so: Wenn Menschen auf einem Auge schlechter sehen, steigt das Risiko der Verletzung des gesunden Auges erheblich. Kommt es tatsächlich zu einer Verletzung des gesunden Auges, wird die Lebensqualität erheblich eingeschränkt, da jetzt beide Augen betroffen sind.

Zudem ist oft auch das „3D“-Sehen beeinträchtigt, wenn nur ein Auge schlechter sieht. Zum Beispiel funktioniert durch die ungenauere Auge-Hand-Koordination das Greifen weniger gut.

Für die Entwicklung im Kindesalter ist gutes Sehen besonders wichtig: Die allgemeine Entwicklung, die schon erwähnte Auge-Hand-Koordination, das Lesen und die soziale Integration, um nur ein paar Stichworte zu nennen, kann von einem Sehfehler stark beeinträchtigt werden.

 

Leider sind gerade im frühen Kindesalter Sehfehler schwer zu diagnostizieren und die Ursachen vielfältig. Es gilt: nur erkannte Sehfehler haben auch eine Chance auf eine erfolgreiche Behandlung. Den Kinderärztinnen kommt bei der Erkennung von Sehfehlern eine entscheidende Rolle zu. Bei jeder Vorsorgeuntersuchung wird, dem Alter des Kindes entsprechend, das Sehen getestet. 

 

Die Behandlung eines Sehfehlers sollte möglichst frühzeitig begonnen werden. Je älter das Kind und damit die Reifung des Sehens schon fortgeschritten ist, desto schlechter sind die Aussichten auf einen guten Behandlungserfolg.

Wenn andere Faktoren beseitigt oder ausgeschlossen wurden, wird oft das gute Auge abgeklebt, um das schwächere Auge zu trainieren. Ziel ist es, das bestmöglichste Sehen für den Einzelnen zu erreichen. Und die Erfolgsaussichten sind im frühen Kindesalter in der Regel sehr gut.

Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Kind schlecht sieht oder schielt? Wenden Sie sich an Ihre Kinderärztin. Sie berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert