Digitale Medien

Lernen mit und ohne Bildschirm: Die Digitalisierung im Kinder- und Jugendzimmer

Jugendliche besitzen zu 97% ein Smartphone, sagt eine Studie aus dem Jahr 2017, und sie beschäftigen sich im Durchschnitt 150mal am Tag damit, - das heißt alle 9 Minuten. In den USA bekommt ein Kind meist im Alter von 6 Jahren seine erstes Smartphone. 65%-72% der Jugendlichen haben einen eigenen Computer im Zimmer. Bei den jungen Kindern spielt das Fernsehen, zeitlich gesehen, noch ein große Rolle, dazu kommt die Benutzung der elterlichen Smartphones. Später werden von Jugendlichen und jungen Erwachsenen digitale Medien im Durchschnitt 5-7 Stunden am Tag genutzt, davon 3 bis 5 Stunden für soziale Medien über das Smartphone.

Was machen die digitalen Medien mit unserer Gesundheit? Bereits im Säuglingsalter zeigen sich Fütter- und Einschlafstörungen, wenn die Mutter während der Betreuung des Säuglings häufig digitale Medien nutzt. Benutzen Kinder und Jugendliche vermehrt Computer und Smartphones, fanden sich in einer großen deutschen Studie gehäuft motorische Hyperaktivität, Sprachentwicklungsverzögerungen, Konzentrationsstörungen, Schlafmangel und Adipositas. Die Nutzung digitaler Medien hat auch großen Einfluß darauf, wie unser Gehirn sich formt, also lernt. Wenn bestimmte Nervenzellen viel benutzt werden, bilden sie Netzwerke, die dann immer stabiler werden. Dadurch kann dann das Gehirn wiederum die gewünschten Funktionen schnell zur Verfügung stellen. Ein Pianist hat viele motorische Netzwerke der Hände ausgebildet. Bei unseren Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind im Gehirn die motorischen Netzwerke der Daumen durch das Schreiben am Smartphone groß geworden.

Neurobiologischer Forschung zufolge hängt die Ausbildung der Netzwerke im Gehirn, also das Lernen an sich, von vielen Faktoren ab. Bewegung scheint, gerade im jungen Alter, im direkten Zusammenhang mit der Intelligenzentwicklung zu stehen. Beim Zählen- und Rechnen-Lernen, brauchen Kinder zunächst auch die Finger. Sprechen wird nicht nur über das Hören erlernt, sondern auch durch das Ablesen von den Lippen von Mama und Papa. Der Dialog und die Interaktion sind ganz entscheidend für den Spracherwerb. Das ABC wird durch das Vernetzen mit anderen Sinnen viel besser gelernt, wenn mit dem Stift in der Hand geschrieben wird, als auf der Tastatur.

Das Bildungsministerium stellt für die Digitalisierung in den Schulen viel Geld zur Verfügung. Inzwischen wird in vielen Studien zunehmend deutlich, dass der erhoffte positive Effekt auf das Lernen und Schulleistungen durch vermehrte Nutzung der digitalen Medien per se in der Schule nicht erreichbar ist. Kinder und Jugendliche lernen weiterhin vor allem in Abhängigkeit von der Lehrerperson. Digitale Medien können dann unterstützend eingesetzt werden und hilfreich sein. Ohne Frage ist es in der heutigen Zeit für alle wichtig, sich Kompetenz im Umgang mit dem Internet und den digitalen Medien anzueignen. Die Beurteilung von Aussagen und Angeboten im Internet (Stichwort „fake news“) soll hier nur beispielhaft erwähnt werden.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert