Schreikind

Mein Kind schreit ständig ...

Jedes Kind schreit. Babys können aber auch sehr anhaltend brüllen, sehr zur Verzweiflung der Eltern. Eigentlich ist Schreien in den ersten drei Monaten normal. Auf der ganzen Welt lässt sich ein solches Verhalten beobachten. Das Schreien nimmt bis zur sechsten Woche zu und wird dann wieder weniger. Manche Säuglinge sind damit aber einfach ausdauernder und lassen sich praktisch nicht beruhigen. Bis zu 20% aller Säuglinge gelten als sogenannte Schreibabys. Der Grund dafür ist bislang nicht geklärt. Das sogenannte KISS-Syndrom (Kopfgelenk-induziertes Symmetrie-Störungssyndrom) lies sich in Studien nicht nachweisen. Auch die drei-Monats-Koliken spielen weit weniger eine Rolle als angenommen. Bei der überwiegenden Anzahl der Kinder sind wahrscheinlich mehrere Faktoren verantwortlich: Die betroffenen Babys sind weniger als andere Kinder in der Lage sich vor Reizen zu schützen und sich selbst zu beruhigen, indem sie beispielsweise an ihrer eigenen Hand oder am Schnuller saugen. Sie sind sehr aufmerksam und nehmen ihre Umgebung sehr intensiv wahr. Zudem schlafen sie weniger. Das führt dazu, dass sie am Abend völlig „überreizt“ sind und nur noch schreien können.

Warum es zu dieser Regulationsstörung kommt, ist bislang unklar. Stress in der  Schwangerschaft und bei den Eltern sowie psychische Belastungen scheinen dazu beizutragen.

Was können Sie tun?

In Studien zeigen Fencheltee und speziell aufbereitete Nahrung gute Erfolge. Allerdings gilt dies vor allem für Säuglinge mit Verdauungsproblemen. 

Ein ständig schreiendes Kind, das sich nicht beruhigen lässt, ist extrem belastend. Negative Gefühle sind unausweichlich. Legen Sie in solchen Situationen das Kind an einen sicheren Ort ab, verlassen Sie das Zimmer und versuchen Sie, sich zu beruhigen. Holen Sie sich Hilfe. Fragen Sie Ihre Kinderärztin nach unterstützenden Maßnahmen. In Spezialambulanzen sind oft nur wenige Termine notwendig, um die individuellen Eltern- und Kind-Signale besser verstehen zu lernen.

Zeit ist der wichtigste Faktor. Ein Wundermittel gibt es nicht, aber nach und nach lernt auch ein Schreibaby die Umgebungsreize besser zu verarbeiten und die guten Tage werden immer mehr.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert