Tic

Tic-Störung im Kindesalter, was ist das eigentlich?

Augenzwinkern, Schultern-Zucken, Räuspern, Schnalzen und vieles mehr gehören zu den einfachen Tic-Störungen im Kindesalter. Typischerweise beginnen Tics im Bereich des Gesichts und breiten sich dann über den Kopf-Schulter-Bereich zu den Armen aus. Charakterisiert sind die Tics durch unwillkürliche, rasch einschießende Bewegungen oder Lautäußerungen, die plötzlich auftreten und keinem klaren Ziel dienen. Bei den komplexen Tic-Störungen sind die Bewegungen komplizierter und könne auch das Berühren anderer Menschen beinhalten. Möglicherweise werden auch ganze Wörter oder Sätze „herausgeschleudert“, in der Regel völlig ohne Zusammenhang. Viele Patienten berichten, dass sie spüren, wenn ein Tic kommt. Für kurze Zeit können sie meist den Tic auch unterdrücken, allerdings tritt er danach dann umso heftiger auf.

Bis zu 15% der Kinder sind betroffen. Häufig ist der Beginn im Grundschulalter, Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Vielfach zeigen die Tics einen wellenförmigen Verlauf: in Zeiträumen von 6-12 Wochen werden sie stärker und wieder schwächer. In etwa 15% der Fälle zeigen sich die Tics nur vorübergehend für einige Wochen und nur 3-4% dauern länger als 1 Jahr. 

Die Ursache für eine Tic-Störung  ist noch nicht geklärt. Wahrscheinlich spielt die Genetik ein Rolle, aber auch verschiedene andere Faktoren wie Frühgeburtlichkeit, Vergiftungen, Tumor- oder Gehirnerkrankungen können ein Risiko für eine Tic-Störung darstellen. Erkrankungen mit bestimmten Streptokokken-Gruppen und dadurch ausgelöste Autoimmunerkrankungen werden ebenfalls als Auslöser diskutiert. Wichtig ist, dass andere Erkrankungen, wie Zwangsstörungen, Ängste und Depressionen oder ein ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) in bis zu 85% der Fälle gleichzeitig mit der Tic-Störung auftreten können. Die Therapie dieser Erkrankungen führt häufig zum Nachlassen oder Verschwinden der Tics. Die Behandlung der Tics selbst ist nicht einfach, es stehen verschiedene verhaltenstherapeutische Strategien und auch Medikamente zur Verfügung. Sehr häufig ist die Behandlung aber nicht unbedingt notwendig, da weniger die Kinder und Jugendlichen selbst an den Tics leiden und eher die Umgebung sich daran stört. Der wichtigste Baustein der Behandlung von Tics bleibt die Aufklärung und die Aussicht, dass sie meist von selbst  wieder verschwinden.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert