WHO

Übergewicht im Kindes- und Jugendalter

Weltweit hat die Häufigkeit von Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) von Kindern und Jugendlichen stark zugenommen. 1975 waren 0,7% aller Mädchen und 0,9% aller Jungen adipös, 2016 waren es schon 5,6% sowie 7,8%. In Deutschland sind die Zahlen seit einigen Jahren konstant (letzte Untersuchung aus dem Jahr 2017): Hier beträgt der Anteil der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen 15,4% und der Adipösen 6,3%.

Nach den Ursachen wird viel geforscht. Die biologische Programmierung, die bereits in der Schwangerschaft und in der frühen Kindheit erfolgt, scheint eine besondere Bedeutung zu haben. Aber auch im Jugendalter steigt das Risiko für Übergewicht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommt in einer jüngeren Stellungnahme zu dem Ergebnis, dass die bisherigen Strategien zur Bekämpfung des Übergewichts nicht ausreichend waren und dringend verstärkt werden müssen. Denn Dicksein ist nicht nur ein Schönheitsproblem. Übergewicht kann unter anderem zu Zuckerkrankheit und Herzkreislauferkrankungen führen (Bluthochdruck und Gefäßverkalkung). Und damit ist die Lebenserwartung im Erwachsenenalter deutlich geringer als bei Normalgewichtigen.

Stillen und eine ausgewogene Ernährung im Kleinkindesalter hat eine stark schützende Wirkung. Besonders die Zufuhr von Zucker sollte bei Kindern und Jugendlichen nicht mehr als 5% betragen. Besonders kritisch wird die hohe Energiedichte von immer mehr Lebensmitteln, vor allem aus der „fast food“-Ecke, gesehen. Zusammen mit dem Verzehr von zuckerhaltigen Getränken (Cola, Limo, Eistee, Fruchtsaft, Fruchtnektare usw.) ist das Adipositasrisiko dadurch stark erhöht. Im Mittel trinken 11-13 Jährige 450ml zuckerhaltige Getränke am Tag. Dies entspricht einer zusätzlichen Kalorienzufuhr von 180kcal. Wenn dies durch Wasser ersetzt werden könnte, würden die Kinder und Jugendlichen ein Kilogramm weniger in 39 Wochen zunehmen.  Also: Kinder sollen Wasser trinken!

Gleichzeitig wäre wichtig, ein großflächiges Programm zur Ernährungsschulung von Kindern, Eltern, Lehrern und Kinderbetreuern einzuführen. In Studien dazu wurde eindrücklich gezeigt, dass dadurch ein Gesundheits-förderndes Verhalten nachhaltig gelernt wird. Die WHO spricht sich auch für regulatorische Maßnahmen aus, wie eine Besteuerung von zuckerhaltigen Getränken und strikte Begrenzung der an Kinder gerichteten Werbung.

Was können wir tun? Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und klären Sie Ihre Kinder über gesunde Ernährung auf. Vielleicht kochen Sie gemeinsam mit den Kindern gesundes Essen? Als Getränke sind Wasser und ungesüßter Tee genau das Richtige. Und Bewegung ist wichtig! Die zunehmend sitzende Lebensweise führt zu weniger Kalorienverbrauch als früher. Bewegung und Sport tut jedem Alter gut.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert