Und wieder gibt es Läuse...

Jedes Jahr im Herbst gibt es in Kindergärten und Schulen Läusealarm. Darauf kann man sich verlassen.

Jedes Kind kann Läuse bekommen: Die Übertragung erfolgt fast ausschließlich über direktem Kontakt von Haar zu Haar. Läuse sind schnell und mit ihren klauen-bewehrten Beinen perfekt an das Leben auf der Kopfhaut angepasst. Es entkommt ihnen keiner.

Wenn ihr Kind anfängt, sich am Kopf zu kratzen, holen Sie schnell die Lupe und untersuchen die Kopfhaut und Haare. Läuse sind durchsichtig-bräunlich und 1-3mm groß. Sie sind aber auch sehr schnell und deshalb oft nicht zu finden. Die Eier der Läuse sind leichter zu sehen: Sie kleben direkt an den Haaren nahe der Kopfhaut, gerne an den Schläfen, hinter den Ohren und im Nacken. Vor allem die Nissen (das sind die leeren Eihüllen, aus denen die Läuse schon geschlüpft sind) sind gut zu erkennen.

Der Gedanke, Läuse im Haus zu haben, ist unangenehm, aber eigentlich nicht weiter schlimm. Läuse übertragen in unseren Breiten keine Krankheiten und sind sehr gut zu behandeln. Nasses Auskämmen mit einem speziellen Läusekamm (maximaler Zinkenabstand 0,2mm)  und einer Haarpflegespülung kann helfen. Die Methode ist jedoch sehr zeitaufwendig und muss über 14 Tage an bestimmten Tagen durchgeführt werden: Die Tage 1,5,9 und 13 zeigten in einer Studie die besten Erfolge.

Das Robert Koch Institut empfiehlt eine kombinierte Behandlung mit einem anti-Läuse-Mittel (Insektizid) und nassem Auskämmen:

Die Haare werden mit dem Anti-Läuse-Mittel am ersten Tag und nach 8-10 Tagen, jeweils nach nassem Auskämmen, behandelt.  Die Wiederholung ist notwendig, da zu diesem Zeitpunkt die kleinen Läuse aus den Läuseeiern schlüpfen, die noch am ersten Behandlungstag gelegt wurden. Und die müssen Sie unbedingt auch erwischen, sonst fängt alles wieder von vorne an (Die kleinen Läuse werden groß, legen wieder neue Eier....und so weiter).  Zusätzlich sollen am Tag 5 die Haare nass ausgekämmt werden, um früh nachgeschlüpfte Larven zu entfernen, bevor sie mobil werden. Am Tag 13 und vielleicht noch einmal am Tag 17 sollen die Haare noch einmal zur Kontrolle nass ausgekämmt werden.

Neuere Studien zeigen, das die Behandlung mit dem Anti-Läuse-Mittel Dimeticon sehr wirksam ist, vor allem, wenn das betroffene Kind nach 7 und 14 Tagen erneut behandelt wird.

Wichtig ist in jedem Falle, dass alle betroffenen Kinder und deren Kontaktpersonen gleichzeitig behandelt werden. Nur so kann eine Wieder-Ansteckung vermieden werden.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Kuhmilchallergie im Kindesalter

Nahrungsmittelallergien werden immer häufiger. Im Kindesalter ist nach dem Hühnerei die Kuhmilch der zweite Favorit unter den Allergie auslösenden Nahrungsmitteln. Auch Stillen schützt davor nicht: Selbst ausschließlich gestillte Kinder können eine Unverträglichkeit gegen Kuhmilch entwickeln. Neue Untersuchungen gehen davon aus, dass etwa eines von 200 Kindern betroffen ist.

Was sind die Symptome?

Es gibt Sofortreaktionen und Symptome, die erst verzögert auftreten.

Zu den Sofortreaktionen gehören Hautveränderungen, beispielsweise Nesselsucht, Störungen der Atmung wie eine laufende Nase und Asthma, und Beeinträchtigungen des Herz-Kreislaufsystems. Durchfall und Erbrechen können sofort oder etwas später auftreten. Eine Verschlechterung von Hautekzemen als Ausdruck der Kuhmilchallergie tritt in der Regel mit einer Zeitverzögerung auf.

Oft treten die ersten Symptome bereits im frühen Säuglingsalter auf. Im ersten Lebensjahr werden insgesamt die meisten Kuhmilchallergien diagnostiziert.

Die genauen Mechanismen der Unverträglichkeitsreaktion sind noch nicht vollständig geklärt. Und die Diagnostik ist schwierig: Bei jedem vierten Kind mit Kuhmilchallergie ist im Blut kein Nachweis der Allergie zu finden. Daher wird es in der Regel notwendig sein, das Kind zunächst Kuhmilch-frei zu ernähren und zu beobachten, ob sich die Symptome darunter bessern. Danach sollte ein Provokationstest unter ärztlicher Aufsicht angeschlossen werden, um die Diagnose zu bestätigen.

Ist eine Allergie gegen Kuhmilch nachgewiesen, sollten alle Produkte, die Kuhmilch enthalten, gemieden werden. Wird das Kind noch gestillt, sollte die Mutter sich Kuhmilch-frei ernähren, dabei aber unbedingt auf eine ausreichende Kalziumzufuhr achten. Milch von anderen Tieren (Ziege, Schaf) ist als Ersatz ungeeignet, da häufig Kreuzreaktionen auftreten. Je nach Schwere der Erkrankung stehen verschiedene, industriell hergestellte, Kuhmilch-freie Milchen zur Verfügung.

Es wichtig, immer wieder zu überprüfen, ob das betroffene Kind nicht doch beginnt, die Kuhmilch zu tolerieren. Je nach Art der Allergie kann die Provokation zuhause erfolgen oder muß in der Kinderklinik überwacht werden. Glücklicherweise verschwindet die Kuhmilchallergie in etwa 80% der Fälle bis zum vierten Lebensjahr und die Kinder können wieder ganz normal die Kuhmilch trinken.   

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne. 

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert 

Wie viel Schlaf braucht mein Kind?

 

Wir alle brauchen „ausreichend“ Schlaf. Was aber genau ist ausreichend? Hier gehen die Meinungen oft sehr auseinander.

Erstmalig hat die Amerikanische Gesellschaft für Schlafmedizin eine großangelegte Untersuchung der bestehenden Studien durchgeführt. Viele verschiedene Gesichtspunkte wurden berücksichtigt, z.B. geistige und körperliche Gesundheit, Abwehrfähigkeit gegen Krankheiten, Stabilität im Herz-Kreislaufsystem und die Tagesbefindlichkeit. Daraus wurden dann entsprechende Empfehlungen erstellt:

Für Kinder unter 4 Monaten konnten keine eindeutigen Daten gefunden werden. Für alle anderen Altersgruppen war dies möglich: In der Gruppe 4-12 Monate beträgt die empfohlene Schlafdauer zwischen 12-16 Stunden. Sie nimmt dann, je älter die Kinder werden, immer weiter ab: für 3-5 jährige Kinder beträgt sie 10-13 Stunden und für Teenager 8-10 Stunden. Wir sehen schon: Die Bandbreite ist groß. Auch im frühen Kindesalter gibt es bereits Kurz- oder Langschläfer.

Untersucht wurde auch, welche Folgen zu wenig Schlaf hat: Unfälle und Verletzungen sind häufiger. Bluthochdruck, Übergewicht und Depressionen können im Schlafmangel ihre Ursache haben. Interessant ist aber auch, dass auch durch zu viel Schlaf ein Risiko für Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht entstehen kann.

Was nun, wenn Ihr Kind nun entweder mehr oder weniger als die empfohlene Schlafdauer schläft? Für Teenager ist bekannt, dass sie unter der Woche eher zu wenig schlafen, und am Wochenende dann viel aufholen müssen. Also lohnt es sich, über eine ganze Woche die Schlafdauer zu betrachten.

Wichtig ist vor allem, wie das Kind sich entwickelt und tagsüber gelaunt ist. Ein ausgeschlafenes Kind ist fröhlich und aktiv. Dann ist die individuelle Schlafdauer wohl die richtige.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße, Ihre Kinderärztin Dr. Anette Meidert

Nicht auf den Kopf gefallen - Kopfstürze im Kindesalter

Kleine Stürze sind im Kleinkindesalter an der Tagesordnung. Auch Stürze mit und auf den Kopf sind nicht selten. Oft ist der Schreck groß. Was kann passieren?

In zwei großen Studien aus Großbritannien wurden über 2000 Stürze untersucht, bei denen Kinder im Alter bis 6 Jahren auf den Kopf gestürzt sind und deswegen im Krankenhaus vorgestellt wurden. Etwa 6% der Kinder hatten entweder einen Schädelbruch oder eine Gehirnverletzung, aber nur in etwas weniger als der Hälfte der Fälle beides. Interessant ist auch, dass 12% der Kinder mit einer Gehirnverletzung neurologisch völlig unauffällig waren. Die Sturzhöhe scheint gerade bei den ganz Kleinen eine große Rolle zu spielen:  Bei Kindern unter zwei Jahren wurden unter 60cm Fallhöhe keine Gehirn- oder Schädelverletzungen bei Sturz auf den Kopf gefunden. Am gefährlichsten waren im übrigen Unfälle,  bei denen ein Kind aus den Armen eines Erwachsenen stürzte, vor allem wenn der Sturz auf einer Treppe erfolgte.

Wann sollten Sie Ihre Kinderärztin oder das Krankenhaus aufsuchen? Wenn Ihr Kind nach dem Sturz bewusstlos war oder danach erbricht, sollten Sie in jedem Falle ein Krankenhaus aufsuchen. Dies sollten Sie auch tun, wenn Ihnen das Verhalten Ihres Kindes merkwürdig oder sehr still vorkommt. Bei großer Fallhöhe ist es ebenfalls angeraten, Ihr Kind einem Arzt vorzustellen, auch wenn es Ihnen völlig normal erscheint. 

Glücklicherweise gehen die meisten Stürze glimpflich aus: Eine kleine Beule oder einekleine Platzwunde können Sie eventuell selbst versorgen. Kühlen ist eine gute Idee. Eine Platzwunde am Kopf blutet in der Regel zunächst stark, da die Kopfhaut sehr gut durchblutet ist. Oft genügt nach der ersten Blutstillung eine Versorgung mit Pflasterverband. Und ein Gummibärchen hilft über den Schreck hinweg...

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

 

 

Streptokokken und Scharlach – Was tun?

Eine ganze Reihe von Erkrankungen werden von Bakterien mit dem Namen Streptokokken verursacht. Ein Stamm (ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe B) ist für Neugeborenen sehr gefährlich. Ein anderer Stamm (Gruppe A) ist bei allen anderen Altersgruppen häufig. Die Symptome sind nicht in jedem Alter gleich: Kleinkinder erkranken gerne an der Infektionsform Scharlach. Hier sind die Himbeerzunge und der Ausschlag für die Diagnose wegweisend. Schulkinder und Jugendliche erkranken eher mit Halsentzündung, Schluck- und Kopfschmerzen und fühlen sich sehr krank. Darüberhinaus gibt es noch andere, schwere Erkrankungen, die durch Streptokokken verursacht werden. Sie sind jedoch glücklicherweise selten. Gefürchtet sind Folgeerkrankungen nach einer Streptokokkeninfektion: Durch Fehlreaktionen des Immunsystems können am Herz, an den Nieren, am zentralen Nervensystem und an Gelenken Entzündungen mit bleibenden Schäden entstehen. Erfreulicherweise sind auch diese Erkrankungen selten geworden.

In der Regel werden die Gruppe A Streptokokken durch Tröpfcheninfektion übertragen. Der Erkrankungsgipfel liegt in den Wintermonaten. Leider wurden sie aber auch in den letzten Wochen gesehen. Die typischen Symptome und der Streptokokken-Schnelltest führen meist schnell zur Diagnose. Nicht selten sind jedoch die Symptome doch nicht so eindeutig: Viele Viren können ein ähnliches Krankheitsbild hervorrufen. Außerdem sind etwa 10% aller Kinder Streptokokkenträger, ohne dabei krank zu sein.  Es ist also doch nicht so einfach: Wer soll wie behandelt werden? In Europa empfehlen die Leitlinien eine individuelle Therapieentscheidung und keine Routinegabe von Antibiotika mehr. Wird jedoch eine Behandlung mit Antibiotika notwendig, ist bei uns immer noch das Penicillin das Mittel der Wahl, wenn keine Allergie vorliegt. Symptomatisch hilft Ibuprofen oder Paracetamol gegen Schmerzen und Fieber.  Gute Besserung!

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert