Typhus, was ist das eigentlich?

Die Sommerferien stehen vor der Tür: Bald geht es los. Fernreisen werden immer beliebter und da muss an vieles gedacht werden. Besonders wichtig: Ist der Impfschutz aktuell? Werden für das Urlaubsland bestimmte Reiseimpfungen empfohlen? Für Reisen in bestimmte Gebiete von Asien, Südamerika  und Nordafrika empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) beispielsweise die Impfung gegen Typhus.

Was ist das genau?

Typhus wird durch ein Bakterium der Familie der Salmonellen verursacht, welches überall in der Welt vorkommt. Es befällt ausschließlich Menschen und wird vor allem mit unsauberem Wasser und damit verunreinigten Nahrungsmittel aufgenommen. Die Erkrankung beginnt mit allgemeinem Unwohlsein, Beschwerden wie Kopf- und Gliederschmerzen und erhöhter Körpertemperatur. Unbehandelt kann es zu einem schweren Krankheitsbild mit sehr hohem Fieber, Bauchschmerzen, erst Verstopfung und dann erbsbreiartigen Durchfällen kommen. Komplikationen wie Darmblutungen und Beteiligung anderer Organe, wie Herz und Gehirn, können folgen. Kinder unter einem Jahr erkranken besonders schwer. Die Therapie der Wahl ist die Gabe von Antibiotika über einen Zeitraum von zwei Wochen. Gerade im frühen Stadium der Erkrankung ist dies sehr wirksam, Erwähnt muss allerdings die zunehmende Antibiotikaresistenz der Bakterien werden.

Insgesamt geht man von ungefähr 22 Millionen Neuerkrankungen im Jahr weltweit aus, geschätzt verlaufen davon etwa150000 tödlich. In Deutschland ist aufgrund der guten hygienischen Verhältnisse Typhus extrem selten geworden. Die meisten der hier seit 2014 aufgetretenen Fälle waren importiert, eben aus Ländern mit unzureichenden hygienischen Verhältnissen.

Wie können Sie sich schützen?

In den meisten Fällen wird Typhus über das Trinkwasser übertragen. Vermeiden Sie also in entsprechenden Gebieten Leitungswasser und Eiswürfel, die daraus hergestellt wurden. Rohe oder nicht ausreichend erhitzte Speisen wie Salate, Meeresfrüchte, ungeschältes Obst oder Säfte könnten kontaminiert sein.

In jedem Falle sollten Sie die alte Regel für Tropenreisen beachten: „Peel it, cook it or forget it“ („Schäle es, koche es oder vergiss es!“). Das schützt auch vor anderen Erkrankungen, die einen ähnlichen Übertragungsweg haben.

Kann man rechtzeitig planen, stehen zwei Impfstoffe gegen Typhus zur Verfügung, deren Wirksamkeit schon nach zwei Wochen beginnt und bis zu drei Jahren anhält.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät sie gerne. Und der Urlaub kann kommen....

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Mama, meine Augen jucken so doll!

Geschwollene und gerötete Augen sind im Augenblick ein häufiger Anlass für den Besuch bei der Kinderärztin. Die Ursachen können vielfältig sein. Die ansteckende Bindehautentzündung kennen viele Eltern aus den Kitas zur Genüge. Aber auch allergische Augenentzündungen machen den Kindern zu schaffen.

Bei einer Bindehautentzündung, auch Konjunktivitis genannt, sind oft Bakterien der Auslöser. Häufig sind die Kinder gerade erkältet. Sie reiben sich die Augen und haben so schnell die Viren oder Bakterien in die Augen verteilt. Diese Art der Konjunktivitis ist sehr ansteckend. Daher sollten Sie hier unbedingt auf gute Händehygiene achten, da ein häufiger Übertragungsweg über die Hände in die eigenen Augen geht. Die Kinder sollten in jedem Falle zuhause bleiben, bis die Behandlung gute Wirkung zeigt. Sind Kleinkinder immer wieder von Bindehautentzündungen betroffen, dann kann die Ursache auch ein verengter oder verstopfter Tränenkanal sein.

Gerade jetzt in der Pollenflugzeit können auch Allergien der Auslöser für gerötete und tränende Augen sein. Die Tränenflüssigkeit ist hier in der Regel ganz klar. Die übermäßige Menge entsteht durch eine erhöhte Sekretproduktion der Bindehaut als allergische Reaktion, beispielsweise im Augenblick auf die Gräserpollen. Oft juckt und läuft die Nase gleich mit. Abhilfe schaffen hier antiallergische Medikamente, sogenannte Antihistaminika. Wichtig ist, zu klären, ob und welche Allergien vorliegen und welche Medikamente für ihr Kind geeignet sind.

Nicht zu vergessen sind Fremdkörper im Auge. Es können so einfache Dinge wie Sandkörner sein, die möglicherweise gut auszuwaschen sind. Haben sich die Kinder beim Spielen mit etwas in die Augen gepikst? Kleine Fremdkörper sieht man oft nicht mit bloßem Auge. Der Gang zum Augenarzt ist dann unerlässlich. Er kann klären, ob ein Fremdkörper in der Hornhaut feststeckt und ihn gegebenenfalls gleich entfernen.

Manchmal sind auch eingewachsene Wimpern oder einfach Trockenheit für gerötete, juckende Augen verantwortlich. Wer viel Zeit vor dem Bildschirm verbringt, zwinkert seltener. Die Augen werden weniger mit Tränenfilm benetzt und schneller trocken. Benetzende Augentropfen können hier helfen und eine Bildschirmpause ist sehr günstig.

Bei vielen Ursachen können vorbeugende Maßnahmen helfen. Fragen Sie Ihre Kinderärztin. Sie berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr.med. Anette Meidert

Neurodermitis: Was ist das eigentlich genau?

Die atopische Dermatitis, auch Neurodermitis genannt, ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen im frühen Kindesalter. Etwa 13% aller Kinder haben damit schon Bekanntschaft gemacht.

Wie sieht die atopische Dermatitis aus?

Es bilden sich trockene Hautstellen, die sich leicht entzünden und sehr jucken können. Im Säuglingsalter ist oft der Kopf, das Gesicht und der Hals, sowie die Streckseiten der Arme und Beine betroffen. Später verlagern sich die Ekzemstellen dann zu den Ellenbeugen und Kniekehlen. Durch häufiges Kratzen kann es zu einer Vergröberung des Hautreliefs kommen. Bakteriellen Infektionen bereiten der entzündeten Haut zusätzlich Probleme. Infektionen mit Herpes und Dellwarzen können zudem bei betroffenen Kindern heftiger verlaufen.

Woher kommt die Erkrankung?

Sind oder waren beide Eltern bereits betroffen, haben die Kinder ein größeres Risiko, ebenfalls eine atopische Dermatitis zu entwickeln. Die genaue Ursache ist weiterhin unklar. Sicher ist, dass die Hautbarriere gestört ist. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Wasserverlust über die Haut. In bis zu 40% der Kinder ist dabei auch ein bestimmtes Haut-Gen (Filaggrin) verändert, welches zu der veränderten Hautarchitektur beiträgt. Vor allem im Säuglingsalter können auch Nahrungsmittelallergien eine Rolle spielen.

Wie wird behandelt?

Die Behandlung der atopischen Dermatitis wird sehr auf den individuellen Patienten abgestimmt und erfordert eine Vielzahl von Maßnahmen. In jedem Falle sollen Faktoren, die die Hauterkrankung verschlimmern, vermieden werden (beispielsweise bestimmt Nahrungsmittel). Zudem wird Ihnen Ihre Kinderärztin eine Basistherapie empfehlen. Die regelmäßige Hautpflege ist wichtig. Oft werden im Säuglingsalter  Cremes mit hohem Glycerin-Anteil, bei älteren Kindern auch Harnstoff-haltige Cremes eingesetzt. Verschlimmern sich die Ekzemstellen, werden antientzündliche Cremes notwendig werden. Oft ist die Behandlung des Juckreizes die größte Herausforderung.

Sind präventive Maßnahmen möglich?

In den aktuellen Leitlinien ist für Risikokindern (das heißt für Kinder von Eltern mit einer Erkrankung wie Heuschnupfen, Asthma oder einer atopischen Dermatitis) empfohlen: Fisch soll in der Schwangerschaft und als Beikost in der Säuglingszeit verzehrt werden. Wenn möglich, soll bei der Entbindung ein Kaiserschnitt vermieden  und bis zum vollendeten 4. Lebensmonat voll gestillt werden. Danach soll normal mit der Beikost begonnen werden. Passivrauchen und Kontakt mit Luftschadstoffen soll vermieden werden.

Auf alle Fälle gilt: Sorgfältige Hautpflege ist wichtig. Und glücklicherweise sind die meisten Kinder bis zum 10. Lebensjahr wieder gesund.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr.med. Anette Meidert

 

Sommerzeit-Unfallzeit

Kinder und Jugendliche haben einen großen Bewegungsdrang. Da ist es nur natürlich, dass sie sich auch einmal verletzen.

Meist sind es glücklicherweise kleinere Missgeschicke.  Bei etwa 15% aller Unfälle von Kindern und Jugendlichen ist jedoch eine Krankenhausbehandlung notwendig (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland bis 2017, KiGGS).

Dabei spielt das Alter der Kinder eine Rolle: Säuglinge und Kleinkinder verletzen sich am häufigsten zuhause, während Schulkinder und Jugendliche eher draußen, beim Sport und in der Schule Unfälle erleiden.  

Vieles könnte vermieden werden: Der Säugling auf dem Wickeltisch wartet nur darauf, dass Sie sich umdrehen, um seinen ersten Flugversuch zu unternehmen.

Kleinkinder sind unendlich neugierig und sie finden garantiert alle Schwächen in den Sicherheitsgittern. Die Anziehungskraft der Treppe ist magisch und nach draußen zum Teich wollten sie schon den ganzen Winter...

Bei Schulkindern und Jugendlichen sind die Verkehrsunfälle ganz oben in der Statistik. Fahrradhelme tragen ganz wesentlich dazu bei, dass Stürze auf den Kopf glimpflich ablaufen. Leider kam aber in der oben genannten Studie heraus, dass die Kinder und Jugendlichen die Fahrradhelme nicht so häufig tragen, wie Ihre Eltern das denken. Gleich danach kommen die Unfälle im Sport. Doch das heißt nicht: Sport ist gefährlich. Ganz im Gegenteil: Regelmäßige körperliche Bewegung fördert Reaktionsfähigkeit und motorische Koordination. Unfälle können dadurch vermieden werden und die Kinder haben viel Spaß dabei.

Und wenn doch einmal etwas passiert, ist es sehr wichtig, Ruhe zu bewahren. Kinder und Jugendliche reagieren sofort auf Ihre Reaktion. Wenn Sie sehr erschrecken, verstärkt dies die Aufregung um ein Vielfaches. Also: Tief durchatmen und erst nachsehen, was genau passiert ist. Oft ist der Schreck das größte Übel. Schürf- und Platzwunden beispielsweise können sehr bluten, sind aber meist harmlos.

Und: Wie aktuelle ist der Tetanusschutz? Wie gut ist Ihr Erste-Hilfe-Kasten ausgestattet? Haben Sie noch genug Desinfektionsmittel, Pflaster und Trostpflaster? Und wenn es tatsächlich einmal ernster ist, haben Sie bestimmt die Telefonnummer einer netten Kinder- und Jugendärztin zur Hand, die Ihnen weiterhilft.  Mit Verband und Gummibärchen.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr.med. Anette Meidert

 

Darm und Gesundheit – Was wissen wir schon?

Bereits im letzten Jahrhundert waren Forscher der Bakteriologie, wie Robert Koch und Louis Pasteur, davon überzeugt, dass die Bakterien im Darm großen Einfluss auf die Gesundheit und Entwicklung des Menschen haben. Intensive Forschung in den letzten Jahren ergaben neue Erkenntnisse über die Wechselwirkungen des Mikrobioms (das ist die Gesamtheit der Bakterien) mit dem Immunsystem und beispielsweise der Entstehung von entzündlichen Erkrankungen. Wir wissen, dass direkt nach Geburt der Darm nur wenig von Bakterien besiedelt ist. Bis zu drei Jahren kann es dauern bis der Körper „sein“ Mikrobiom gefunden hat und die Artenvielfalt der Bakterien in etwa der des Erwachsenen entspricht. Eine große Vielfalt der Darmbakterien scheint günstig für die Gesundheit zu sein. Umgekehrt zeigen manche Darmerkrankungen, Allergien und die Adipositas einen Zusammenhang mit einer geringeren und bestimmten Artenvielfalt der Darmbakterien.

Kann also durch die Gabe von „guten Darmbakterien“ (Probiotika) oder von Stoffen, die deren Wachstum begünstigen (Präbiotika), die Gesundheit gefördert werden kann? Die Antwort ist schwierig: Ein einheitlicher Wirkmechanismus ist derzeit nicht bekannt. Die Wirkungsweisen sind unglaublich komplex. Aber in einigen Studien gibt es Hinweise auf eine positive Wirkung. In einer neuseeländischen Studie sind durch die Gabe eines bestimmten Bifidobakterium (Milchsäurebakterium) an Mütter und deren Kinder weniger Probleme mit Neurodermitis und damit assoziierten Erkrankungen gesehen worden. Auch bei bestimmten, v.a. bakteriellen Darmerkrankungen, scheint die Gabe von Probiotika helfen zu können.

Klar ist, dass die Ernährung im frühen Säuglingsalter einen wesentlichen Einfluss auf die Darmbesiedelung hat. Muttermilch ist der wichtigste Lieferant für die „guten“ Bifidobakterien. Daher werden immer mehr der künstlichen Säuglingsmilchen mit Probiotika ergänzt. In den neuesten Untersuchungen ist dies als sicher zu werten, aber inwieweit tatsächlich Erkrankungen damit positiv beeinflusst werden, bleibt abzuwarten.

Gerade im Kindesalter ist der Einsatz von Probiotika inzwischen weit verbreitet. Der Therapieerfolg ist jedoch von sehr vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Sicher spielt der aktuelle Zustand der Darmbakterien, das Alter des Kindes und nicht zuletzt die Art der gegebenen Bakterien eine große Rolle. Auch die Umwelt und die genetische Ausstattung des Kindes und der Bakterien sind von Bedeutung. Es bleibt  spannend.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert