Vollkorn rettet Leben

Wir sollen uns gesund ernähren, klar. Dazu gehören Vollkornprodukte. Jedoch war bisher die Studienlage eher schwach, was die tatsächlich nachweisbaren Effekteangeht. Eine großangelegte Datenauswertung der vorhandenen Studien (eine sogenannte Meta-Analyse) aus verschiedenen Ländern ist nun vom British Medical Journal durchgeführt worden und gibt uns dazu mehr Auskunft:

Es wurde untersucht, ob der Verzehr von 90g Vollkornprodukten täglich gegenüber weniger bis gar keinem Vollkornkonsum eine Auswirkung auf die Gesundheit hat. Die Ergebnisse waren erstaunlich: Die Vollkornfreunde erkrankten deutlich weniger an Herzerkrankungen, Schlaganfällen und Krebserkrankungen. Auch die allgemeine Sterblichkeit war um 17% gesenkt, bei einem Verzehr von 200g Vollkornprodukten sogar um 28%.

Die positiven Wirkungen der Vollkornprodukte werden vor allem den Ballaststoffen zugeschrieben, die im Darm nicht verdaut werden. 100g Vollkornbrot enthält ungefähr 8g Ballaststoffe. Sie enthalten kaum Kalorien, sättigen gut und beugen dadurch Übergewicht vor. Im Vergleich zu Weißmehl senken Ballaststoffe den Zucker- und Insulingehalt im Blut nach dem Essen, was besonders günstig für ein langandauerndes Sättigungsgefühl ist. Gerade für Kinder ist dies wiederum gut für die Konzentration in der Schule. Ganz wichtig ist dabei aber auch, gerade bei den warmen Temperaturen, auf eine ausreichende Trinkmenge zu achten. Sonst kann der Verzehr von zu großen Mengen von Ballaststoffen Verstopfung verursachen und zu Bauchschmerzen führen.

Nachgewiesen wurde auch, dass andere Erkrankungen wie Diabetes und Herzkreislauferkrankungen durch den Verzehr von Ballaststoffen seltener werden. Darüberhinaus entziehen sie dem Darm geschädigte Zellen und senken somit auch das Darmkrebsrisiko. Auch der Blutdruck und die Blutfette werden positiv beeinflusst.

Es lohnt sich also, auf eine gesunde Ernährung zu achten und täglich Vollkornprodukte zu verzehren: Die Gesellschaft für Ernährung empfiehlt einen Konsum von 30g Ballaststoffen am Tag.

In diesem Sinne: Guten Appetit!

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Tollwut: Was ist das genau?

Die Tollwut war früher in der Welt weit verbreitet. Viele Länder in Westeuropa gelten laut WHO (World Health Organisation) jetzt als Tollwut-frei. In Deutschland wurde der letzte Tollwutfall 2007 gemeldet: Ein Mann verstarb nach seiner Rückkehr aus Marokko, wo er von einem Hund gebissen wurde. In Afrika und Asien sterben jedoch leider immer noch viele Menschen an dieser Erkrankung.

Tollwut wird durch Tiere übertragen. In Europa stellen vor allem infizierte Füchse und auch Fledermäuse, die größer Gefahr für den Menschen dar. Der Verursacher der Tollwut ist das Rabies-Virus. Es wird vor allen durch den Biss eines Tieres auf den Menschen übertragen. Oft sind es infizierte Haustiere, Hund oder Katze, die überraschend zubeißen und so die Infektion auf den Menschen übertragen. Die Zeit bis zum Ausbruch der Symptome kann sehr variieren. Je näher der Biss am Kopf erfolgte, umso schneller treten Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und Fieber auf: Die erste Phase der Erkrankung. Danach kommt es zu neurologischen Beschwerden. Ein charakteristisches Symptom ist dabei die Angst vor Wasser. Es kommt zu Lähmungen, die unbehandelt in maximal 7 Tagen zum Tod führen.

Die größte Infektionsgefahr besteht im Augenblick bei Reisen in Ländern, in denen die Tollwut noch wütet. Beispielhaft sind hier das tropische Afrika, Thailand, Vietnam und Indien zu nennen. Aufklärung ist wichtig: Generell sollte man auf Reisen darauf verzichten, Tiere anzufassen, vor allem wenn sie krank erscheinen. Vor allem für Kinder sollte bei entsprechenden Reisen eine Impfung gegen Tollwut überlegt werden. Aufgrund ihrer Größe und ihrem Verhalten gegenüber Tieren sind sie besonders gefährdet. In Deutschland sollten Personen mit höherem Infektionsrisiko, wie Jäger und Forstpersonal oder Menschen, die einen engen Kontakt zu Fledermäusen haben, über eine Impfung nachdenken.

Wenn Sie oder Ihr Kind von einem Tollwut-verdächtigen Tier gebissen wurden, sollten Sie die Wunde sofort mit einer Seifenlösung mindestens für 15 Minuten reinigen und sobald als möglich ärztliche Hilfe suchen. Auch bei anderem Kontakt ihres Kindes mit einem verdächtigen Tier (Streicheln/Füttern, Ablecken von intakter Haut) oder Berühren eines Impfköders im Wald sollten Sie sich von Ihrer Kinderärztin beraten lassen. Je nach Risikoeinschätzung wird dann entschieden werden, welches weitere Vorgehen notwendig ist. Ausdrücklich sei erwähnt, dass nach einem Tierbiss in verdächtigen Fällen auch nach einer prophylaktischen Impfung eine Tollwutbehandlung erfolgen muss. Glücklicherweise ist in vielen Ländern Europas und so auch in Deutschland durch eine großangelegte Behandlung der Füchse die Tollwut weitgehend verschwunden. Bei Reisen in Risikogebiete lohnt sich eine reisemedizinische Beratung, in der unter anderem geklärt wird, ob eine Tollwut-Impfung für das Reiseziel empfohlen ist. Gute Reise!

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Harnwegsinfektionen im Kindesalter

Blasenentzündungen können sehr schmerzhaft und unangenehm sein. Wenn ihr Kind ständig auf die Toilette läuft und über Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen klagt, ist es Zeit, Ihre Kinderärztin aufzusuchen. Mädchen sind fünfmal häufiger betroffen als Jungs und je jünger die Kinder sind, desto schwieriger ist die Diagnose. Kommt Fieber dazu, muss auch an eine Nierenbeteiligung gedacht werden. Gerade bei den ganz kleinen Patienten kann es notwendig sein, die Behandlung von schweren Harnwegsinfektionen im Krankenhaus durchzuführen. Danach sind dann oft weitere Untersuchungen erforderlich, um auszuschließen, ob angeborene Fehlbildungen an den Nieren, der Blase oder an den Harnwegen vorliegen und für die Infektion verantwortlich sind. Beispielsweise kann eine Blasenentleerungsstörung ein zusätzlicher Risikofaktor sein.

Wichtig ist eine sorgfältige Aufklärung über Blasen-, aber auch Stuhlentleerung, über Hygienemaßnahmen und tägliche Trinkmengen. Oft lässt sich damit schon eine Verbesserung erreichen. Mit einem erneuten Harnwegsinfekt muss in etwa einem Drittel der Fälle in den ersten zwei bis drei Monaten nach dem ersten gerechnet werden. Kommt es immer wieder zu erneuten, auch fieberhaften Infektionen, muss nach sorgfältigem Abwägen überlegt werden, ob nicht eine prophylaktische Gabe eines niedrig dosierten Antibiotikum sinnvoll ist, um die Nieren zu schützen. Zunehmend kritisch wird dabei auch  die Wirkung der antibiotischen Prophylaxe auf das Mikrobiom (das ist die Gesamtheit der Bakterien im Darm) gesehen.

Was können Sie zusätzlich tun?

Cranberrysaft soll durch den Wirkstoff Proanthocyanidin den Effekt haben, dass sich die Bakterien schwerer tun, an den Harnwegen anzuhaften. Der gleiche Wirkstoff ist auch in Heidel- und Preiselbeeren enthalten. Ein weiteres Hausmittel ist Hagebuttentee. Er enthält viel Vitamin C und soll durch das Ansäuern des Harns ebenfalls einer Infektion entgegenwirken.

In jedem Falle ist es wichtig, viel zu trinken, um die Bakterien quasi auszuspülen und ihnen keine Gelegenheit zu geben, sich im Körper sehr zu vermehren.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße, Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Warum Schlafen auf dem Rücken im ersten Lebensjahr so wichtig ist

Der plötzliche Kindstod (englisch „sudden infant death syndrome“, kurz SIDS genannt) istweiterhin Gegenstand weltweiter Forschung. 2014 sind in Deutschland immer noch 120 Säuglinge daran verstorben. Am häufigsten ereignet sich der plötzliche Kindstod im 2. bis 4. Lebensmonat. In den aktuellen Untersuchungen zeigt sich jetzt, dass es einen neuen, zweiten Häufigkeitsgipfel unmittelbar nach Geburt gibt. Das Kind liegt dann oft in Bauchlage auf der Mutter und das kann zu Überwärmung und zur Verlegung der Atemwege führen. Ebenso wichtig sind die „anscheinend lebensbedrohlichen Ereignisse“: Damit sind Kinder im ersten Lebensjahr gemeint, die beinahe verstorben sind und bei denen keine andere Ursache für diese Zustände gefunden werden. Im Augenblick geht man davon aus, dass etwa 0,6-4 von 1000 normalen Säuglingen davon betroffen sind.

Wie kommt es überhaupt zu diesen Ereignissen? Dies ist immer noch nicht abschließend geklärt. Die akzeptierteste Hypothese ist, dass immer drei Faktoren zusammen kommen: Etwa Schlafen in Bauchlage, Rauchen im Schlafzimmer und eben das kritische Alter im ersten Lebensjahr.

Sehr genau werden die Kinder untersucht, die ein „anscheinend lebensbedrohliches Ereignis“  durchmachten: Gibt es doch eine Ursache, die behandelt werden kann?  Infektionen, Herzrhythmusstörungen oder Stoffwechseldefekte können eine Rolle spielen. In jedem Fall wird nach Entlassung aus dem Krankenhaus eineMonitorüberwachung verordnet, da in etwa 10% der Fälle ein weiteres Ereignis in den ersten Tagen bis Wochen nach dem ersten Ereignis auftreten kann.  

Was können Sie präventiv tun?

Für einen sicheren Babyschlaf im ersten Lebensjahr wird empfohlen:

Schlafen in Rückenlage unter Verwendung einer festen Unterlage. Vermeiden von jeglicher Bedeckung des Kopfes, z.B. auch durch Verwendung eines Schlafsacks.

Schlafen im elterlichen Schlafzimmer im eigenen Bett.

Stillen, möglicherweise Verwendung eines Schnullers.

Rauchfreie Umgebung in der Schwangerschaft und danach.

Vermeidung von Überwärmung.

Durch intensive Aufklärung und Einhalten dieser Empfehlungen sind die Fälle des plötzlichen Kindstods glücklicherweise stark zurückgegangen.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Berge und Fliegen mit Kindern

In der Höhe auf den Bergen oder im Flugzeug wird die Luft dünner, denn der Luftdruck verringert sich. Beispielsweise beträgt In 1000m Höhe der Luftdruck 88%, in 2000m Höhe 77% im Vergleich zur Meereshöhe. Im Flugzeug ist in der Regel der Kabinendruck auf eine Höhe von 2000 bis 2400m eingestellt. Mit dem Luftdruck fällt auch der Sauerstoffpartialdruck, das heißt, es steht dem Körper weniger Sauerstoff zur Verfügung und das muss kompensiert werden. Für den Erwachsenen ist das bis zu einer Höhe von 3500m kein Problem. Die Herzfrequenz und das Herzschlagvolumen werden gesteigert und die Atmung wird schneller. Tatsächlich ist die körperliche Anpassungsreaktion genetisch determiniert. Für manche Menschen ist die Anpassung ganz leicht, für andere ist es schwieriger. Für Kinder gibt es nahezu keine europäischen Daten zu diesem Thema. Zwar sind einige Studien aus China in den letzten Jahren veröffentlicht worden. Sie beziehen sich praktisch nur auf Schulkinder und sind für uns nur bedingt übertragbar.

Jedoch sind gerade für ganz kleine Kinder die Möglichkeiten zur Kompensation im Herz-Kreislaufsystem eingeschränkt. V.a. Säuglinge können ihren Herzschlag und auch ihr Herzschlagvolumen nur bedingt über längere Zeit steigern. Die Atmung ist schon in Ruhe deutlich schneller als beim Erwachsenen und die Mechanismen zur Sauerstoffaufnahme in der Lunge noch nicht ganz so stabil wie beim Erwachsenen. Für eine Flugreise ist dies in der Regel kein Problem, jedoch wird empfohlen für Säuglinge bis zum Alter von12 Monaten eine Schlafhöhe über 1600m, für Kinder im Vorschulalter über 2500m zu vermeiden. Ab dem 8. Lebensjahr wird angenommen, dass die Anpassungsreaktionen wie beim Erwachsenen ablaufen.

In jedem Falle ist der Aufenthalt in der Höhe und Fliegen für Kinder anstrengender als für Erwachsene. Und die ganz Kleinen können ihre Beschwerden nur eingeschränkt mitteilen. Möglicherweise ist es für die ganze Familie entspannter, den Urlaub an einem Ort zu planen, der nur wenige Flugstunden entfernt ist.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert