Keuchhusten – (k)eine Kinderkrankheit?

Keuchhusten gilt eigentlich als Kinderkrankheit. Jedoch haben Untersuchungen der letzten Jahre gezeigt, dass er zunehmend auch im Jugendlichen- und Erwachsenenalter vorkommt. Seit 2013 ist die Erkrankung meldepflichtig: Im Jahr 2018 wurden 16 Erkrankungen auf 100000 Einwohner gemeldet, und damit mindestens 25mal so häufig wie Masern.

Keuchhusten (oder Pertussis) ist eine Erkrankung der Atemwege, die durch das Bakterium Bordetella pertussis verursacht wird. Er wird durch Tröpfchen übertragen und ist sehr ansteckend für ungeimpfte Kinder und Erwachsene. Eine Keuchhusten-Infektion hinterlässt keine lebenslange Immunität. Neuerkrankungen wurden 3-20 Jahre nach durchgemachter Infektion beobachtet. Leider gilt dies auch für die Impfung. Bereits 2 Jahre nach Impfung mit dem derzeit für Kinder zugelassenen azellulären Impfstoff beginnt der Impfschutz nachzulassen. Eine Erkrankung mit Pertussis verläuft aber nach Impfung in der Regel wesentlich milder. Die Symptome des echten Keuchhustens variieren stark und sind vor allem vom Alter und dem Impfstatus abhängig: Von einer ganz leichten, fast unbemerkten Hustenerkrankung bis hin zum typischen Keuchhusten mit schweren Hustenattacken über 6 Wochen ist alles möglich. Zu den Komplikationen gehören Mittelohr- und Lungenentzündungen. Eine seltene Komplikation des Keuchhustens ist die Verstopfung der kleinsten Gefäße, etwa in der Lunge oder in der Niere, durch die Bildung einer riesigen Menge weißer Blutkörperchen (Leukozyten). Am schwersten von einer Pertussis-Infektion sind Neugeborene und Säuglinge betroffen. Sie müssen sehr häufig im Krankenhaus behandelt werden. Gleichzeitig ist vor allem bei Neugeborenen die Diagnose oft schwierig, da sie anfangs meist überhaupt nicht husten, aber sehr lange Atempausen machen. Auch ältere Säuglinge zeigen in bis zu 61% der im Krankenhaus behandelten Fälle bedrohlich lange Atempausen. Das Risiko, Komplikationen zu entwickeln, ist bei den ganz Kleinen hoch. Die Letalität (=Verhältnis Todesfälle zur Anzahl der Erkrankten) beträgt bei den Säuglingen unter 2 Monaten bis zu 1%. Die größte Gefahr der Ansteckung für junge Säuglinge kommt von den Personen des gleichen Haushalts (Geschwister und Erwachsene). Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Keuchhusten-Impfung für Frauen mit Kinderwunsch und für Personen in der Umgebung von Säuglingen. Neuartige Impfstoffe, die eine bessere und vor allem längere Wirksamkeit bieten, befinden sich in der Entwicklung.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. Anette Meidert

Heuschnupfen und Asthma bronchiale im Kindes- und Jugendalter

16% (2,1 Millionen) aller Kinder und Jugendlichen sind von Heuschnupfen, Asthma oder/und Neurodermitis betroffen. Dies zeigen Daten aus der großen Untersuchung zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS) von 2014-2017. Die Zahlen haben erfreulicherweise seit der ersten Erhebung in den Jahren 2003-2006 nicht mehr wesentlich zugenommen. Nicht selten werden leider diese Erkrankungen unterdiagnostiziert und auch nicht ausreichend behandelt.

Heuschnupfen und Asthma (eine Engstellung der Bronchien) beispielsweise treten häufig zusammen auf. Kinder und Jugendliche können das Asthma lange kompensieren und nehmen die Einschränkungen beim Sport oft wenig wahr. Sie kennen es nicht anders. Einige machten bereits vor dem vierten Lebensjahr sogenannte „obstruktiven Bronchitiden“ durch. Bei Infekten kommt es hier zu einer Engstellung der Bronchien (wie beim Asthma), die einer besonderen Behandlung mit Inhalationen bedürfen. Vor allem, wenn in der Familie bereits Allergien bekannt sind, besteht ein Risiko, dass die Kinder die Neigung zur Engstellung der Bronchien behalten.

Bei Kindern und Jugendlichen, die im Infekt oder in der Pollensaison oder auch beim Sport immer wieder und länger husten oder über Atembeschwerden klagen, sollte eine Lungenfunktionsprüfung durchgeführt werden. Bereits ab dem 5. Lebensjahr kann dies möglich sein. Zusätzlich wird oft eine Allergieabklärung notwendig sein. Nach Ergebnissen der KIGGS-Studie zeigen etwa 37% aller Kinder und Jugendlichen eine Sensibilisierung gegen eine der acht häufigsten Inhalationsallergene. Dazu gehören beispielsweise Birken- und Roggenpollen und die Hausstaubmilbe.

Das Ziel der Therapie ist es, den Kindern und Jugendlichen ein weitgehend beschwerdefreies Leben zu ermöglichen. Inhalationen spielen bei der Behandlung des Asthmas eine sehr wichtige Rolle. Liegen relevante Allergien vor, ist es erfolgversprechend, eine sogenannte spezifische Immuntherapie durchzuführen. Hier werden in steigender Dosierung die kritischen Allergene dem Patienten zugeführt und der Körper lernt, damit umzugehen. Bei verschiedenen Allergenen (zum Beispiel bei einer Gräser-Allergie) gibt es dies auch schon als Tablette oder Tropfen, so dass die Therapie für Kinder schonend und zuhause möglich ist. Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. Anette Meidert

Diabetes im Kindesalter: Neues und Wichtiges

Die Zuckerkrankheit (d.h. der Diabetes) kann jedes Alter betreffen. Im Kindesalter gehört der Diabetes zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen und hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Zahlen der Neuerkrankungen haben sich seit der Wiedervereinigung verdreifacht. Warum dies so ist, und ob neben der Genetik Umwelt- und Lebensstilfaktoren einen wichtigen Einfluss auf die Erkrankungshäufigkeit haben, wird gerade intensiv untersucht.

Wie erkranken Kinder an Diabetes?

Kinder erkranken in der Regel an einem sogenannten Typ 1- Diabetes. Im Rahmen einer Autoimmunerkrankung greifen eigene Antikörper die Zellen in der Bauchspeicheldrüse an, die Insulin produzieren (Betazellen). Sind 80% der Betazellen zerstört, kann der Körper nicht mehr genug Insulin herstellen. Es kommt zum Insulinmangel. Insulin braucht der Körper aber, um Zucker (und damit Energie) in die Zellen aufnehmen zu können.  

Was sind die Symptome?

Kinder und Jugendliche können zu Beginn der Diabeteserkrankung in eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung geraten. Durch den Mangel an Insulin schwimmt im Blut zu viel Zucker herum, während die Zellen quasi verhungern. Bevor es soweit kommt, gibt es Warnsignale: Ständiger Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsabnahme und ständige Müdigkeit. Wenn Sie dies bei Ihrem Kind feststellen, sollten Sie umgehend Ihre Kinderärztin aufsuchen.

Wie ist die Behandlung?

In der Therapie des Diabetes im Kindes- und Jugendalter hat sich viel getan. Dem Körper muss Insulin zugeführt werden und das möglichst genau angepasst an den Bedarf der Kohlehydrate-Zufuhr und den Blutzuckerspiegel. Die eigene, funktionierende Bauchspeicheldrüse reagiert unglaublich flexibel auf verschieden hohe Blutzuckerwerte mit der Insulinausschüttung. Dem Körper dies nachzumachen, ist schwierig. Aber es gibt inzwischen eine große Bandbreite von künstlichen Insulinen, von ultrakurz- bis sehr langwirksamen Insulinen, die eine sehr gute Anpassung der Therapie an den individuellen Bedarf des Patienten ermöglichen. Nicht zu vergessen die Insulinpumpen, die eine immer größere Rolle in der Behandlung des Diabetes spielen.

Es hat sich viel getan im Verständnis und in der Behandlung des Diabetes im Kindes- und Jugendalter. Der Verlauf der Erkrankung und die Entstehung der Autoantikörper, auch vor der Ausbildung des Insulinmangels, werden intensiv beforscht. Wege einer möglichen Prävention, um den Diabetes zu verhindern, werden bereits in Studien untersucht. Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße, Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Alles hustet: Was können Sie tun?

Im Augenblick wird überall gehustet. V.a. bei Kindern und Jugendlichen ist Husten eines der häufigsten Symptome, die zu einem Arztbesuch führen. Eine Studie aus England zeigt, dass Husten bei einer Atemwegsinfektion bei der Hälfte der Kinder und Jugendlichen nach 10 Tagen vorbei war und bei drei Viertel nach 16 Tagen.  Erst nach 25 Tagen waren 90% der Patienten symptomfrei. Eine aktuelle Statistik zeigt auch die Dringlichkeit: Etwa 28% der Schulkinder fehlen in der Schule bis zu 20 Tage im Jahr. Und das zieht Fehltage der Eltern im Beruf nach sich. Die Leitlinien für Husten im Erwachsenenalter sind gerade aktuell überarbeitet worden. Für das Kindes- und Jugendalter fehlen jedoch ausreichend Studien, so dass für dieses Alter bisher keine Leitlinien erstellt werden konnten.

Also was hilft den Kindern und Jugendlichen?

Als geradezu regelhafte Ursache für Husten benennen die Leitlinien für Erwachsene Virusinfekte. Und das gilt genauso, wenn nicht noch mehr, für das Kindes- und Jugendalter. Empfohlen werden als primäre Therapie bei typischem Krankheitsbild und fehlenden Risikofaktoren Hustenschleimlöser. Aber welche? Pflanzliche Wirkstoffe (sogenannte Phytotherapeutika) wie etwa Efeu, Cineol und Myrthol scheinen eine bessere Wirkung zu zeigen und werden eher empfohlen als die chemischen, wie beispielsweise Ambroxol oder N-Acetylcystein.

Die Erwachsenen-Leitlinie unterscheidet nicht mehr zwischen trockenem und verschleimtem Husten. Aber gerade der trockene Reizhusten kann Kindern und Jugendlichen - und damit auch der ganzen Familie - sehr den Schlaf rauben, vor allem, da er, wie erwähnt, noch lange andauern kann. Die Ursache liegt in einer Störung der Schutzschicht in der Schleimhaut der Bronchen. Die Schleimhaut ist gereizt und reizt damit die Hustenrezeptoren, die immer sensibler werden: Es resultiert der typische, trockene Reizhusten. Hier können uns andere Studien und Anwendungsbeobachtungen aus der Kinder und Jugendmedizin weiterhelfen: Efeuextrakte scheinen die Wiederherstellung der normalen Schutzschicht der Bronchialschleimhaut zu fördern und überdies auch antivirale und antibakterielle Effekte zu haben. Auch für Cineol, einem Wirkstoff aus Eukalyptus, sind in Studien positive Wirkungen beschrieben. Eibischwurzel,  Isländisch Moos und Spitzwegerich sind, unter anderen, weitere pflanzliche Stoffe, die in der Behandlung von trockenem Reizhusten Erwähnung finden. Es gibt hier noch viel zu erforschen.

Was können Sie noch tun?

Generell ist es für alle Atemwege günstig, externe Triggerfaktoren wie eine hohe Staubbelastung oder Tabakrauch zu vermeiden. Bei allen Atemwegserkrankungen ist es für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen hilfreich, für eine hohe Luftfeuchtigkeit zuhause zu sorgen. Und viel Trinken spült quasi die Schleimhäute.

Dauert der Husten länger, atmet ihr Kind erschwert oder kommt eitriger Auswurf und Fieber hinzu, sollten Sie in jedem Falle Ihre Kinderärztin aufsuchen. Gute Besserung!

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert