Wann und wie lernen wir „schmecken“? Die Frage ist nicht einfach zu beantworten.
Wir wissen, dass evolutionsbedingt bei Geburt die Geschmacksvorlieben „süß“ und „herzhaft“ bereits vorhanden sind, um besonders eiweißhaltige und kalorienreiche Nahrung zu erkennen. Auch sauer und bitter erkennt der Säugling und mag es gar nicht. Die Natur hat es so zu seinem Schutz eingerichtet, da diese Lebensmittel potentiell giftig sein könnten. Die Geschmacksrichtung „salzig“ lernt der Säugling im Laufe der ersten Lebensmonate.
Manche Aromastoffe und Geschmackskomponenten der mütterlichen Ernährung, wie zum Beispiel Knoblauch und Karotte, werden schon durch das Fruchtwasser und später durch die Muttermilch an den Nachwuchs weitergeben. Dadurch „kennt“ der Säugling diese „Geschmäcker“ und scheint sie dadurch leichter zu akzeptieren als neue, unbekannte Nahrung. Stillen ist hier der industriell hergestellten Säuglingsmilch überlegen: Die Mutter hat in der Regel mehr Abwechslung im „Geschmacks-Speiseplan“ als die immer gleich hergestellte Säuglingsmilch. Auch für die spätere Ernährung im Kleinkindesalter hat dies möglicherweise einen positiven Effekt. Neueren Untersuchungen zufolge scheinen früher gestillte Kleinkinder eine größere Vielfalt an Nahrungsmitteln und mehr Gemüse zu essen.
Welche Rolle spielt die Beikost?
Kommerziell hergestellt Beikost im Gläschen erfreut sich großer Beliebtheit. Sie wird in Deutschland zu fast 60% für die Ernährung im ersten Lebensjahr bis zur Familienkost verwendet. Ersten Studienergebnissen zufolge essen Kinder, die viel kommerziell hergestellte Beikost erhielten, im Kindergarten und Grundschulalter weniger Gemüse und mehr zuckerhaltige Lebensmittel. Möglicherweise ist dies aber auch Ausdruck der gelernten Ernährungsgewohnheiten in den Familien.
In jedem Falle scheint es günstig zu sein, den Säuglingen eine große Vielfalt in der Ernährung anzubieten. Wenn Sie die Beikost selbst zubereiten, haben Sie mehr Möglichkeiten verschiedene Geschmacksrichtungen zu versuchen. Bei gekaufter Beikost sollte darauf geachtet werden, dass kein Zucker zugesetzt wurde. Und auch hier ist möglichstviel Abwechslung in den Obst- und Gemüsesorten wünschenswert. Guten Appetit!
Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.
Herzliche Grüße,
Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert