Und schon sind die Erkältungskrankheiten wieder da...

Infekte der Atemwege gehören zu den häufigsten Gründen, warum Kinder und Jugendliche ihre Kinderärztin aufsuchen. Oft geht es den Patienten schon innerhalb einer Woche wieder deutlich besser, aber in bis zu 20% der Fälle ist ein weiterer Besuch bei der Kinder- und Jugendärztin notwendig.

Die meisten Infekte der oberen Atemwege werden von Viren verursacht. Dazu gehören auch die Mittelohr- und Nasennebenhöhlenentzündungen. Diese sind oft sehr schmerzhaft. Hier ist die wichtigste Maßnahme eine gute Schmerzbekämpfung. Bei allen Atemwegsinfekten, auch bei der Mittelohrentzündung, kann in der Regel zunächst über zwei bis drei Tage der natürliche Verlauf mit unterstützenden Maßnahmen abgewartet werden. Dann sollten Sie erneut mit Ihrer Kinderärztin Kontakt aufnehmen und das weitere Vorgehen besprechen.

Vorsicht ist geboten bei Kindern mit chronischen Erkrankungen, bei anhaltendem hohen Fieber und Verschlechterung des Allgemeinzustandes. Hier sollten Sie zeitnah Ihr Kind erneut dem Kinderarzt vorstellen. Möglicherweise ist dann doch ein Antibiotikum notwendig. In großen Studien wurde jedoch gezeigt, dass in Ländern (beispielsweise die Niederlande), in denen etwa die Mittelohrentzündungen nur selten mit einem Antibiotikum behandelt werden, die Komplikationsrate nicht höher liegt als in Ländern, in denen öfter ein Antibiotikum verabreicht wird.  

Was können Sie vorbeugend tun?

Viel Bewegung im Freien und ausreichend Schlaf stärkt das Immunsystem. Viren werden in der Regel durch Tröpfcheninfektion übertragen, daher freuen sie sich sehr über viele Menschen in geschlossenen Räumen. Schon lange ist bekannt, dass auch durch Händeschütteln viele Keime übertragen werden. Zum Schutz der Patienten wurde dies in vielen Arztpraxen abgeschafft. Achten Sie zudem auf eine gute Versorgung mit Vitamin D und eine ausgewogene Ernährung, so tragen Sie ganz wesentlich dazu bei, dass Ihre Familie für die kalte Jahreszeit gut gegen Infekte gerüstet ist.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

 

 

Was tun, wenn bei Schulkindern das Bett manchmal noch nass wird?

Gleich vorweg: In der Regel ist nächtliches Einnässen harmlos. Wenn wir nachts auf die Toilette müssen, wachen wir normalerweise auf. Bei den betroffenen Kindern ist dieser Aufwachmechanismus oft noch nicht ganz ausgereift, sie merken nicht, dass die Blase übervoll ist und das Bett wird nass. Manchmal ist auch die Blase noch zu klein oder das Hormon, dass für das Trockenbleiben in der Nacht zuständig ist (Antidiuretisches Hormon, kurz ADH), wird noch zu wenig produziert. Oft liegt es auch in der Familie: Sind die Eltern spät trocken geworden, kann das bei den Kindern ebenso sein. Einnässen (Harninkontinenz) ist übrigens nicht so selten: Bis zu 13 % aller Kinder, sind im Alter von 7 Jahren noch nicht trocken. Im Alter von 10 Jahren sind es noch etwa 5 % aller Kinder.

Zunächst sollten Sie Ihr Kind Ihrer Kinderärztin vorstellen: Je nach individueller Symptomatik sind die notwendigen Untersuchungen unterschiedlich. Zu Beginn wird in der Regel ein Ultraschall der Harnwege durchgeführt und ein ausführliches Protokoll erstellt. Wichtig ist die Aufklärung: Wie funktioniert die Blase und wie kommt es überhaupt zum Einnässen? Ganz häufig hilft gerade bei Schulkindern, darauf zu achten, dass sie mindestens dreiviertel der täglichen Flüssigkeitsmenge vor 17:00 Uhr trinken. Oft ist genau das Gegenteil der Fall. Einen Kalender zu führen, in den die trockenen Nächte vom Kind selbst eingetragen werden, trägt auch zur Motivation bei. Und: Bleiben Sie gelassen. Richten Sie am Abend bereits alles für die Nacht herund beziehen Sie Ihr Kind beim Säubern des Bettes mit ein. So kann es sich seine Selbständigkeit bewahren. In vielenFällen ist auch eine Klingelhose erfolgreich. Sie „klingelt“, wenn die Hose oder das Bett nass wird und das Kind wird aufgeweckt. Gleichwertig dazu ist ein Versuch mit Medikamenten. Jedoch muss hier sehr auf die Trinkmenge geachtet werden, was nicht immer einfach ist. Und nicht zu vergessen: Die jährliche Heilungsrate ohne eine Therapie beträgt 15%. Im Alter von 16-17 Jahren nässen nur noch etwa 1% aller Jugendlichen ein.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Kopfabflachungen im Kindesalter

Zur Vermeidung des plötzlichen Kindstod wird seit 1992 empfohlen, Säuglinge zum Schlafen auf den Rücken zu lagern. Dies führte zu einem deutlichen Rückgang der Todesfälle und sollte unbedingt weiter so befolgt werden. Zeitgleich gab es mehr Berichte über leichte Kopfabflachungen im Säuglingsalter. Ein ursächlicher Zusammenhang ist nicht bewiesen, erscheint jedoch wahrscheinlich. In einer Untersuchung zeigten etwa 16% der Kinder im Alter von 6 Wochen eine Kopfabflachung. Mit der Zeit nimmt die Häufigkeit ab: Im Alter von 2 Jahren waren nur noch rund 3% davon betroffen.

Wie ist das überhaupt möglich?

Bei Geburt sind die Schädelknochen noch leicht verformbar. Die sogenannten Schädelnähte, das sind die Stellen, an denen die Schädelknochen miteinander verbunden sind, sind noch nicht verknöchert. Das muss so sein, da sich die Schädelknochen an das enorme Wachstum des Gehirns anpassen. Denn das Gehirn verdoppelt etwa sein Volumen in den ersten 6-7 Lebensmonaten.

Die Rückenlagerung kann so zu einer einseitigen Abflachung des Hinterkopfes führen. Zusätzlich können die Lage im Mutterleib und durch die Geburt entstandene Schädel-Deformitäten eine Rolle spielen. Nach der Geburt kann es auch zu einer weiteren Abflachung kommen, wenn das Kind überwiegend auf seiner Lieblingsseite gefüttert wird oder des Kindes immer von der gleichen Seite angesprochen wird.

Was können Sie tun?

In der Regel wird Ihre Kinderärztin die Asymmetrie des Kopfs bei den Vorsorgen feststellen und verschiedene Untersuchungen durchführen. Wenn es keine zusätzlichen Risikofaktoren gibt, sollten Sie darauf zu achten, Ihr Kind von beiden Seiten gleichmäßig anzusprechen und auch für die  Fütterung regelmäßig die Seite zu wechseln. Präventiv wirkt auch die Bauchlage, jedoch immer unter Beobachtung (!). Je nach Literatur werden hier 3-30 Minuten am Tag angeraten.

Lagerungshilfen, wie bestimmte „Kopf-Kissen“, können zu einer Normalisierung der Kopfform führen. Allerdings ist hier unbedingt darauf hinzuweisen, dass für den unbeobachteten Schlaf desBabys das Bett frei von Kopfkissen sein soll. Oft ist dieUrsache der Kopfabflachung eine Einschränkung der Beweglichkeit im Kopf-Halsbereich sind. Hier ist eine Physiotherapie sehr wirksam und sinnvoll. Ist die Kopfabflachung erheblich, kann auch eine Helmtherapie überlegt werden. Dazu wird dem Kind ein Helm individuell angepasst, um den Kopf passiv zu formen. Der Helm muss 23 Stunden am Tag getragen werden und führt dann in der Regel zu einer schnellen Harmonisierung der Kopfform.

Die meisten Kopfabflachungen sind völlig harmlos und gut zu behandeln. Auch wenn die Rückenlage möglicherweise die Kopfasymmetrien begünstigt, ist es sehr wichtig, dass Sie weiter Ihr Kind auf dem Rücken lagern und damit der Empfehlung zur Vermeidung des plötzlichen Kindstodes folgen.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Klein, aber oho!

Eine der wichtigsten Aufgaben der Kinderärzte ist es, das Wachstum und die Entwicklung der Kinder zu begleiten und zu beobachten. Das Größen-, genauer gesagt, das Höhenwachstum ist eines der herausragendsten Merkmale. Bei allen U-Untersuchungen trägt Ihre Kinderärztin die Größe und das Gewicht Ihres Kindes in sogenannte Perzentilenkurven ein (das sind statistisch aufbereitete Wachstumskurven normaler Kinder). In den ersten zwei Jahren wachsen die Kinder enorm. Bis zu 24cm können sie in die Höhe wachsen. Danach lässt der Höhenspurt etwas nach - bis zum nächsten Wachstumsschub in der Pubertät.

Jedes Kind wächst entlang seiner individuellen Perzentilenkurve. In den ersten 24 Lebensmonaten scheint das Wachstum, wenn die gesundheitliche Versorgung gut ist, unabhängig von der Herkunft zu sein. Danach spielt die Genetik eine große Rolle. Sind die Eltern klein, bremst das Kind mit dem Wachstum bis es auf der den Eltern angepassten Perzentilenkurve angekommen ist. Die genetischen Zielgröße lässt sich mit dieser Formel errechnen: Größe der Mutter zur Größe des Vaters addieren, dies durch 2 dividieren und dann für Jungs 6,5cm dazurechnen und für Mädchen 6,5cm abziehen. Nach den neuesten Untersuchungen liegt jedoch die korrekte Zielgröße um 28% näher an der mittleren Größe der Bevölkerung (derzeit für Männer 179cm, für Frauen 165cm). Das liegt an dem sogenannten säkularen Trend, das heißt, die Kinder werden insgesamt etwas größer als ihre Eltern.

Es gibt viele Gründe, warum ein Kind eher klein ist oder langsamer wächst als seine Freunde. Es kann familiär begründet sein aber auch ein Hinweis auf eine chronische Erkrankung sein. Darmerkrankungen, Schilddrüsenunterfunktion oder andere hormonell Störungen können hier eine Rolle spielen. Am häufigsten ist eine Entwicklungsverzögerung, bei der das Wachstum im Kleinkindesalter sehr langsam und der Eintritt in die Pubertät verzögert ist. In der Regel wird die Zielgröße jedoch erreicht. Dies ist völlig normal.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Gefährlicher Puppenwagenunfall

Ein ungewöhnlicher Unfall mit einem Puppenwagen wurde letztes Jahr bekannt: Ein zweieinhalb jähriger Junge kletterte unbeobachtet unten in einen faltbaren Puppenwagen über die Radachsen. Er muß dann aufgestanden und mit dem Wagen nach hinten umgefallen sein. Der Puppenwagen klappte zusammen und klemmte den Jungen zwischen Radachse und Boden der Liegefläche ein. Möglicherweise waren auch die Sicherungen des Faltmechanismus offen. Leider war es gerade der Hals, der von der Achse eingeklemmt wurde, so dass der Junge keine Luft mehr bekam und blau wurde. Der Vater fand den Jungen rechtzeitig, befreite ihn und beatmete ihn mehrmals Mund-zu-Mund. Darunter wachte der Junge schnell auf und fing wieder zu atmen und zu husten an. Glücklicherweise war schon beim Eintreffen des Notarztes das Kind weitgehend wieder unauffällig und auch in der Klinik fanden sich keine größeren Verletzungen. Nach zwei Tagen konnte der Junge gesund entlassen werden. Das ist noch einmal gut gegangen!

Selbstverständlich wurde der Unfallhergang untersucht. Spielzeuge unterliegen nach dem Produktsicherheitsgesetz dem technischen Verbraucherschutz auf Landesebene. Zusätzlich ist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) für Unfälle mit Lebensmittel, Haushaltschemikalien und Chemikalienfreisetzung aus Kinderspielzeug zuständig. In diesem Falle wurden alle Sicherheitsvorschriften eingehalten. Trotzdem kam es zu diesem Unfall. Die Hersteller des Wagens wurden kontaktiert, um eine Lösung für zusätzliche Sicherungen zu erarbeiten.

Haben Sie so etwas ähnliches schon einmal erlebt? Wenn ja, sollten Sie dies bitte unbedingt melden. Es gibt keine Meldepflicht. Aber nur wenn Sie Unfälle melden und auf Sicherheitslücken beim Spielzeug hinweisen, können die zuständigen Behörden handeln und weitere Unfälle verhindert werden.

Was können Sie noch tun?

Es lohnt, sich einmal auf den Boden zu setzen und die Welt aus Kinderaugenhöhe anzuschauen. Was ist da alles interessant? Was können die kleinen Kinderhände erreichen (auch mittels eines Stuhles!) und herunterziehen? Sind alle Regale, Topfpflanzen und Treppen gesichert? Sind alle Steckdosen gesichert, auch die unter der Bank in der Ecke, die nie jemand benutzt? Haben Sie dafür gesorgt, dass Putzmittel, Medikamente, Küchengeräte und Werkzeuge für Kinder unerreichbar und verschlossen sind? Ist der Herd gesichert? Nicht alle Unfälle können wir verhindern, aber wir können das Risiko minimieren. Kinder sind sehr neugierig und nichts ist vor ihren unerschöpflichen Erkundungsdrang sicher. Glücklicherweise verlaufen die meisten Unfälle glimpflich.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert