Und wieder sind die Zecken los

Nach dem milden Winter hat die Zeckensaison dieses Jahr früh begonnen. Und es sind viele Zecken, sehr viele. Normalerweise beginnt die aktive Zeit für Zecken im April und dauert bis Oktober. Bei uns in Deutschland kommt vor allem die Zecke Typ „gemeiner Holzbock“ vor. Jedoch wurden auch tropische Zecken bei uns gesichtet. Wissenschaftler haben deswegen in großen Stil Zecken untersucht und sechs verschiedene Gattungen gefunden. Die tropische Hyalomma-Zecke wurde dabei vor allem bei Pferden und Rindern entdeckt und die braune Hundezecke eben bei Hunden.

Zecken können in Deutschland vor allem zwei Krankheitserreger für den Menschen übertragen: Borrelien und FSME-Viren.

FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis, eine Entzündung des Gehirns und der Gehirnhäute. Die Erkrankung verläuft in zwei Phasen:  Zuerst treten Infekt-Zeichen wie Kopfschmerzen und Fieber etwa 7-14 Tagen nach dem Zeckenstich auf. In bis zu 30% der Fälle kann es dann nach einem kurzen Symptom-freien Intervall zu dem schweren Krankheitsbild der Gehirn- und Gehirnhautentzündung kommen.

Im Jahr 2019 wurden insgesamt 444 FSME-Fälle gemeldet (im Rekordjahr 2018: 584 Fälle). 52% der Patienten zeigten neurologische Symptome. Das Robert-Koch-Institut erstellt jedes Jahr eine Karte mit FSME-Risikogebieten in Deutschland: Süddeutschland ist hier leider „gut“ vertreten. 3 neue Risiko-Gebiete (zwei in Sachsen, eines in Thüringen) sind zu den 161 bereits bestehenden dazu gekommen.

Borrelien werden in ganz Deutschland von Zecken übertragen. Man geht von einer Erkrankungshäufigkeit von 0,3-1,4% aus. Bei einem Zeckenstich gelangen Borrelien erst frühestens nach 10 Stunden in den Menschen, das FSME-Virus dagegen sofort. Daher lohnt es sich, nach jedem Spaziergang, sich selbst und die Kinder gut auf Zecken zu untersuchen. Nach Entfernung einer Zecke ist es wichtig, die Haut um den Zeckenstich für drei Wochen gut zu beobachten. Für eine Borrelien-Infektion spricht die sogenannte „Wanderröte“. Es zeigt sich eine Rötung, die sich weiter ausbreitet und zentral abblasst, also eher zum Kreis wird. Sehen Sie eine solche Wanderröte, dann sollten Sie umgehend Ihre Kinderärztin aufsuchen. Eine Therapie ist notwendig, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Gegen Borrelien gibt es (noch) keine Impfung. Gegen die FSME stehen verschiedene Impfstoffe zur Verfügung.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. Anette Meidert