Heuschnupfen und Asthma bronchiale im Kindes- und Jugendalter

16% (2,1 Millionen) aller Kinder und Jugendlichen sind von Heuschnupfen, Asthma oder/und Neurodermitis betroffen. Dies zeigen Daten aus der großen Untersuchung zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS) von 2014-2017. Die Zahlen haben erfreulicherweise seit der ersten Erhebung in den Jahren 2003-2006 nicht mehr wesentlich zugenommen. Nicht selten werden leider diese Erkrankungen unterdiagnostiziert und auch nicht ausreichend behandelt.

Heuschnupfen und Asthma (eine Engstellung der Bronchien) beispielsweise treten häufig zusammen auf. Kinder und Jugendliche können das Asthma lange kompensieren und nehmen die Einschränkungen beim Sport oft wenig wahr. Sie kennen es nicht anders. Einige machten bereits vor dem vierten Lebensjahr sogenannte „obstruktiven Bronchitiden“ durch. Bei Infekten kommt es hier zu einer Engstellung der Bronchien (wie beim Asthma), die einer besonderen Behandlung mit Inhalationen bedürfen. Vor allem, wenn in der Familie bereits Allergien bekannt sind, besteht ein Risiko, dass die Kinder die Neigung zur Engstellung der Bronchien behalten.

Bei Kindern und Jugendlichen, die im Infekt oder in der Pollensaison oder auch beim Sport immer wieder und länger husten oder über Atembeschwerden klagen, sollte eine Lungenfunktionsprüfung durchgeführt werden. Bereits ab dem 5. Lebensjahr kann dies möglich sein. Zusätzlich wird oft eine Allergieabklärung notwendig sein. Nach Ergebnissen der KIGGS-Studie zeigen etwa 37% aller Kinder und Jugendlichen eine Sensibilisierung gegen eine der acht häufigsten Inhalationsallergene. Dazu gehören beispielsweise Birken- und Roggenpollen und die Hausstaubmilbe.

Das Ziel der Therapie ist es, den Kindern und Jugendlichen ein weitgehend beschwerdefreies Leben zu ermöglichen. Inhalationen spielen bei der Behandlung des Asthmas eine sehr wichtige Rolle. Liegen relevante Allergien vor, ist es erfolgversprechend, eine sogenannte spezifische Immuntherapie durchzuführen. Hier werden in steigender Dosierung die kritischen Allergene dem Patienten zugeführt und der Körper lernt, damit umzugehen. Bei verschiedenen Allergenen (zum Beispiel bei einer Gräser-Allergie) gibt es dies auch schon als Tablette oder Tropfen, so dass die Therapie für Kinder schonend und zuhause möglich ist. Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. Anette Meidert

Tic-Störung im Kindesalter, was ist das eigentlich?

Augenzwinkern, Schultern-Zucken, Räuspern, Schnalzen und vieles mehr gehören zu den einfachen Tic-Störungen im Kindesalter. Typischerweise beginnen Tics im Bereich des Gesichts und breiten sich dann über den Kopf-Schulter-Bereich zu den Armen aus. Charakterisiert sind die Tics durch unwillkürliche, rasch einschießende Bewegungen oder Lautäußerungen, die plötzlich auftreten und keinem klaren Ziel dienen. Bei den komplexen Tic-Störungen sind die Bewegungen komplizierter und könne auch das Berühren anderer Menschen beinhalten. Möglicherweise werden auch ganze Wörter oder Sätze „herausgeschleudert“, in der Regel völlig ohne Zusammenhang. Viele Patienten berichten, dass sie spüren, wenn ein Tic kommt. Für kurze Zeit können sie meist den Tic auch unterdrücken, allerdings tritt er danach dann umso heftiger auf.

Bis zu 15% der Kinder sind betroffen. Häufig ist der Beginn im Grundschulalter, Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Vielfach zeigen die Tics einen wellenförmigen Verlauf: in Zeiträumen von 6-12 Wochen werden sie stärker und wieder schwächer. In etwa 15% der Fälle zeigen sich die Tics nur vorübergehend für einige Wochen und nur 3-4% dauern länger als 1 Jahr. 

Die Ursache für eine Tic-Störung  ist noch nicht geklärt. Wahrscheinlich spielt die Genetik ein Rolle, aber auch verschiedene andere Faktoren wie Frühgeburtlichkeit, Vergiftungen, Tumor- oder Gehirnerkrankungen können ein Risiko für eine Tic-Störung darstellen. Erkrankungen mit bestimmten Streptokokken-Gruppen und dadurch ausgelöste Autoimmunerkrankungen werden ebenfalls als Auslöser diskutiert. Wichtig ist, dass andere Erkrankungen, wie Zwangsstörungen, Ängste und Depressionen oder ein ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) in bis zu 85% der Fälle gleichzeitig mit der Tic-Störung auftreten können. Die Therapie dieser Erkrankungen führt häufig zum Nachlassen oder Verschwinden der Tics. Die Behandlung der Tics selbst ist nicht einfach, es stehen verschiedene verhaltenstherapeutische Strategien und auch Medikamente zur Verfügung. Sehr häufig ist die Behandlung aber nicht unbedingt notwendig, da weniger die Kinder und Jugendlichen selbst an den Tics leiden und eher die Umgebung sich daran stört. Der wichtigste Baustein der Behandlung von Tics bleibt die Aufklärung und die Aussicht, dass sie meist von selbst  wieder verschwinden.

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Diabetes im Kindesalter: Neues und Wichtiges

Die Zuckerkrankheit (d.h. der Diabetes) kann jedes Alter betreffen. Im Kindesalter gehört der Diabetes zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen und hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Zahlen der Neuerkrankungen haben sich seit der Wiedervereinigung verdreifacht. Warum dies so ist, und ob neben der Genetik Umwelt- und Lebensstilfaktoren einen wichtigen Einfluss auf die Erkrankungshäufigkeit haben, wird gerade intensiv untersucht.

Wie erkranken Kinder an Diabetes?

Kinder erkranken in der Regel an einem sogenannten Typ 1- Diabetes. Im Rahmen einer Autoimmunerkrankung greifen eigene Antikörper die Zellen in der Bauchspeicheldrüse an, die Insulin produzieren (Betazellen). Sind 80% der Betazellen zerstört, kann der Körper nicht mehr genug Insulin herstellen. Es kommt zum Insulinmangel. Insulin braucht der Körper aber, um Zucker (und damit Energie) in die Zellen aufnehmen zu können.  

Was sind die Symptome?

Kinder und Jugendliche können zu Beginn der Diabeteserkrankung in eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung geraten. Durch den Mangel an Insulin schwimmt im Blut zu viel Zucker herum, während die Zellen quasi verhungern. Bevor es soweit kommt, gibt es Warnsignale: Ständiger Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsabnahme und ständige Müdigkeit. Wenn Sie dies bei Ihrem Kind feststellen, sollten Sie umgehend Ihre Kinderärztin aufsuchen.

Wie ist die Behandlung?

In der Therapie des Diabetes im Kindes- und Jugendalter hat sich viel getan. Dem Körper muss Insulin zugeführt werden und das möglichst genau angepasst an den Bedarf der Kohlehydrate-Zufuhr und den Blutzuckerspiegel. Die eigene, funktionierende Bauchspeicheldrüse reagiert unglaublich flexibel auf verschieden hohe Blutzuckerwerte mit der Insulinausschüttung. Dem Körper dies nachzumachen, ist schwierig. Aber es gibt inzwischen eine große Bandbreite von künstlichen Insulinen, von ultrakurz- bis sehr langwirksamen Insulinen, die eine sehr gute Anpassung der Therapie an den individuellen Bedarf des Patienten ermöglichen. Nicht zu vergessen die Insulinpumpen, die eine immer größere Rolle in der Behandlung des Diabetes spielen.

Es hat sich viel getan im Verständnis und in der Behandlung des Diabetes im Kindes- und Jugendalter. Der Verlauf der Erkrankung und die Entstehung der Autoantikörper, auch vor der Ausbildung des Insulinmangels, werden intensiv beforscht. Wege einer möglichen Prävention, um den Diabetes zu verhindern, werden bereits in Studien untersucht. Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße, Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert

Alles hustet: Was können Sie tun?

Im Augenblick wird überall gehustet. V.a. bei Kindern und Jugendlichen ist Husten eines der häufigsten Symptome, die zu einem Arztbesuch führen. Eine Studie aus England zeigt, dass Husten bei einer Atemwegsinfektion bei der Hälfte der Kinder und Jugendlichen nach 10 Tagen vorbei war und bei drei Viertel nach 16 Tagen.  Erst nach 25 Tagen waren 90% der Patienten symptomfrei. Eine aktuelle Statistik zeigt auch die Dringlichkeit: Etwa 28% der Schulkinder fehlen in der Schule bis zu 20 Tage im Jahr. Und das zieht Fehltage der Eltern im Beruf nach sich. Die Leitlinien für Husten im Erwachsenenalter sind gerade aktuell überarbeitet worden. Für das Kindes- und Jugendalter fehlen jedoch ausreichend Studien, so dass für dieses Alter bisher keine Leitlinien erstellt werden konnten.

Also was hilft den Kindern und Jugendlichen?

Als geradezu regelhafte Ursache für Husten benennen die Leitlinien für Erwachsene Virusinfekte. Und das gilt genauso, wenn nicht noch mehr, für das Kindes- und Jugendalter. Empfohlen werden als primäre Therapie bei typischem Krankheitsbild und fehlenden Risikofaktoren Hustenschleimlöser. Aber welche? Pflanzliche Wirkstoffe (sogenannte Phytotherapeutika) wie etwa Efeu, Cineol und Myrthol scheinen eine bessere Wirkung zu zeigen und werden eher empfohlen als die chemischen, wie beispielsweise Ambroxol oder N-Acetylcystein.

Die Erwachsenen-Leitlinie unterscheidet nicht mehr zwischen trockenem und verschleimtem Husten. Aber gerade der trockene Reizhusten kann Kindern und Jugendlichen - und damit auch der ganzen Familie - sehr den Schlaf rauben, vor allem, da er, wie erwähnt, noch lange andauern kann. Die Ursache liegt in einer Störung der Schutzschicht in der Schleimhaut der Bronchen. Die Schleimhaut ist gereizt und reizt damit die Hustenrezeptoren, die immer sensibler werden: Es resultiert der typische, trockene Reizhusten. Hier können uns andere Studien und Anwendungsbeobachtungen aus der Kinder und Jugendmedizin weiterhelfen: Efeuextrakte scheinen die Wiederherstellung der normalen Schutzschicht der Bronchialschleimhaut zu fördern und überdies auch antivirale und antibakterielle Effekte zu haben. Auch für Cineol, einem Wirkstoff aus Eukalyptus, sind in Studien positive Wirkungen beschrieben. Eibischwurzel,  Isländisch Moos und Spitzwegerich sind, unter anderen, weitere pflanzliche Stoffe, die in der Behandlung von trockenem Reizhusten Erwähnung finden. Es gibt hier noch viel zu erforschen.

Was können Sie noch tun?

Generell ist es für alle Atemwege günstig, externe Triggerfaktoren wie eine hohe Staubbelastung oder Tabakrauch zu vermeiden. Bei allen Atemwegserkrankungen ist es für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen hilfreich, für eine hohe Luftfeuchtigkeit zuhause zu sorgen. Und viel Trinken spült quasi die Schleimhäute.

Dauert der Husten länger, atmet ihr Kind erschwert oder kommt eitriger Auswurf und Fieber hinzu, sollten Sie in jedem Falle Ihre Kinderärztin aufsuchen. Gute Besserung!

Haben Sie noch Fragen? Ihre Kinderärztin berät Sie gerne.

Herzliche Grüße,

Ihre Kinderärztin Dr. med. Anette Meidert